1990 – 1992: Zerstörung der eigenen medialen Öffentlichkeit

Klaus Wolfram, der 1977 aus seiner akademischen Stellung entfernt und in die Fabrik geschickt worden war, gehörte später zur Führung des Neuen Forums und scheiterte mit der Gründung der kritischen Zeitung „Die Andere“. In seiner Rede vom November 2019, mit der er die Ost- und Westmitglieder der Berliner Akademie der Künste scharf polarisierte, beklagt auch er die unverzüglich eingeleitete „Zerstörung der eigenen medialen Öffentlichkeit. […] Zwei Jahre nach 1990 bestand in Ostdeutschland keine TV-Station, keine Rundfunkanstalt und kaum eine Zeitung mit gewachsener Leser-Blatt-Bindung mehr, die nicht von einer westdeutschen Chefredaktion geleitet worden wäre. Die Generalaussprache, das politische Bewusstsein, die soziale Erinnerung, alle Selbstverständigung, die sich eine ganze Bevölkerung gerade eben erobert hatte, verwandelte sich in Entmündigung und Belehrung.“

Jürgen Habermas, Blätter für deutsche und internationale Politik, 09/2020, S. 54 f. (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)