Als Mischung aus Satire und griechischer Tragödie zeichnet der Film (Frankreich/Griechenland 2019, 124 Minuten) die griechische Staatsschuldenkrise und die fragwürdige „Rettung“ des Landes durch die Partner der Eurozone nach, basierend auf dem gleichnamigen Buch von Yanis Varoufakis. Der Film rollt die Verhandlungen auf, die Varoufakis 2015 nach dem Sieg der SYRIZA Partei unter Premierminister Alexis Tsipras als Finanzminister mit Vertreten von EZB und den Minstern der Euro-Gruppe führte, und porträtiert Varoufakis als tragischen Helden auf verlorenem Posten eines unwürdigen Polit-Theaters, das Griechenland als Preis für die Abwendung des drohenden Staatsbankrotts fürs Sozialsystem des Landes desaströse Bedingungen aufzwingt. Dabei gibt sich der Film offen parteiisch und polemisch, bis hin zu einer ins surreale spielenden Tanzszene am Ende, macht aber zugleich gut nachvollziehbar, in welchem Dilemma sich die griechische Regierung damals befand und welch drastische Einschnitte das EU-Rettungsprogramm für das Land bedeutete.
Filmdienst (online)
Der Film darüber, anlässlich dessen Erstaufführung Costa-Gavras den Ehrenpreis der Filmfestspiele von Venedig erhielt, fand in Italien eine sehr positive Aufnahme. In dem krisengeplagten Land, das sich ebenfalls in wirtschaftspolitischen Auseinandersetzungen mit Berlin befindet, habe die Presse „Adults in the Room“ „am Ende beklatscht“, was angesichts der Folgen der Austeritätspolitik in Italien „zu erwarten“ gewesen sei, hieß es in einem deutschen Medienbericht. Der Film wird in Griechenland, Spanien, Frankreich, Belgien, Portugal, Australien und Argentinien in Kinos ausgestrahlt, während sich in Schweden ein Streamingdienst die Rechte gesichert hat. In der Bundesrepublik wird das aktuelle Werk des weltbekannten Regisseurs hingegen weitgehend totgeschwiegen und mit einem informellen Boykott belegt – dies, obwohl mit Ulrich Tukur einer der bekanntesten deutschen Schauspieler die Rolle von Finanzminister Schäuble spielt. Kein einziger Filmverleih in der Bundesrepublik hat sich bereit erklärt, das Werk des mehrfachen Oscarpreisträgers, das sich kritisch mit dem deutschen Hegemonialstreben in Europa auseinandersetzt, in sein Programm aufzunehmen.
seemoz.de, 16.07.2020 (online)