Natürlich veranschaulicht „RBB Gesund+“ mit seinem Prinzip zuallererst einmal den enormen Output, der innerhalb der ARD zu bestimmten Themen produziert wird und sich bündeln lässt. […]
Gleichzeitig dürfte der RBB aber durch die sehr uneinheitliche Ansprache und die verschiedenen Tonalitäten, die „RBB Gesund+“ seinem Publikum zumutet, nur wenige der früheren Stammzuseher:innen von „RBB Praxis“ für sich begeistern können. Denn dem Format fehlt etwas, das im Linearen vielerorts immer noch ein entscheidender Einschaltimpuls ist: Erwartbarkeit.
Und die ist halt hinüber, wenn man ein Gefäß hat, in das Inhalte hineingefüllt werden, die zwar alle ein ähnliches Oberthema haben – aber ursprünglich für ganz unterschiedliche Zielgruppen produziert wurden. […]
Die Sendung ist der – aus RBB-Sicht – nachvollziehbare Versuch, ob sich ein regelmäßiges Format fürs lineare Programm stemmen lässt, das selbst kein Budget mehr haben darf.
Und sie ist gleichzeitig Beleg dafür, wie schnell die ARD-Vision vom Baukastensystem an ihre Grenzen stößt, wenn dabei Klötzchen zusammengeschmissen werden, die nicht so recht zusammen passen, und Moderatoren zu Clip-Ansagern degradiert werden anstatt ihrem linearen Publikum verlässlicher Ansprechpartner sein zu dürfen.
Natürlich hat der ARD-Vorsitzende Recht, wenn er vermutet, dass Arthrose überall in Deutschland gleich unangenehm ist – aber was glaubt Gniffke wohl, wie groß die Toleranz des Brandenburgischen Regionalsenderpublikums sein wird, sich sowas künftig von hessisch babbelnden Leidensgenoss:innen illustrieren zu lassen? Ganz abgesehen davon, dass sich gerade beim Thema ortsnahe Gesundheitsversorgung die Probleme (und deren Wahrnehmung) zwischen Baden-Baden und Bad Liebenwerda doch ganz erheblich unterscheiden könnten.
Peer Schrader, dwdl.de, 17.03.2024 (online)