ARD-Kompetenzcenter: Mehr Baustelle als Baukasten

Natürlich veranschaulicht „RBB Gesund+“ mit seinem Prinzip zuallererst einmal den enormen Output, der innerhalb der ARD zu bestimmten Themen produziert wird und sich bündeln lässt. […]

Gleichzeitig dürfte der RBB aber durch die sehr uneinheitliche Ansprache und die verschiedenen Tonalitäten, die „RBB Gesund+“ seinem Publikum zumutet, nur wenige der früheren Stammzuseher:innen von „RBB Praxis“ für sich begeistern können. Denn dem Format fehlt etwas, das im Linearen vielerorts immer noch ein entscheidender Einschaltimpuls ist: Erwartbarkeit.

Und die ist halt hinüber, wenn man ein Gefäß hat, in das Inhalte hineingefüllt werden, die zwar alle ein ähnliches Oberthema haben – aber ursprünglich für ganz unterschiedliche Zielgruppen produziert wurden. […]

Die Sendung ist der – aus RBB-Sicht – nachvollziehbare Versuch, ob sich ein regelmäßiges Format fürs lineare Programm stemmen lässt, das selbst kein Budget mehr haben darf.

Und sie ist gleichzeitig Beleg dafür, wie schnell die ARD-Vision vom Baukastensystem an ihre Grenzen stößt, wenn dabei Klötzchen zusammengeschmissen werden, die nicht so recht zusammen passen, und Moderatoren zu Clip-Ansagern degradiert werden anstatt ihrem linearen Publikum verlässlicher Ansprechpartner sein zu dürfen.

Natürlich hat der ARD-Vorsitzende Recht, wenn er vermutet, dass Arthrose überall in Deutschland gleich unangenehm ist – aber was glaubt Gniffke wohl, wie groß die Toleranz des Brandenburgischen Regionalsenderpublikums sein wird, sich sowas künftig von hessisch babbelnden Leidensgenoss:innen illustrieren zu lassen? Ganz abgesehen davon, dass sich gerade beim Thema ortsnahe Gesundheitsversorgung die Probleme (und deren Wahrnehmung) zwischen Baden-Baden und Bad Liebenwerda doch ganz erheblich unterscheiden könnten.

Peer Schrader, dwdl.de, 17.03.2024 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)