ARD: Schöngeredete Reichweite einer Themenwoche

Kai Gniffke ist voll des Lobes: „Die ARD-Themenwoche hat sich seit 2006 als eines der großen Medienereignisse des Jahres in der Bundesrepublik etabliert. Etwa 40 Millionen Bundesbürger geraten durch die zwei- bis dreitausend Beiträge, Sendungen und Aktionen innerhalb einer Woche in Verbindung mit Themen wie Krebs, demografischer Wandel, Ehrenamt oder Mobilität.“ So schreibt er in seinem Tagesschau-Blog. 40 Millionen Menschen in einer Woche. Ist das viel? Nun, es ist die Hälfte der Bevölkerung. Jeden Abend sitzen gegen 21 Uhr über 30 Millionen Menschen vor dem Fernseher. Über 65 Millionen

Menschen hören täglich Radio. Wenn Kai Gniffke nun feststellt, dass die ARD mit ihrer Themenwoche 40 Millionen Menschen erreicht hat, so ist doch zu fragen, ob mehr als sonst die ARD genutzt, ob sie gezielt Beiträge aus der ARD-Themenwoche eingeschaltet haben. Schließlich ist seine Einlassung eine Reaktion auf die Kritik vieler Zuschauer, dass man die „Tagesschau zur Programmwerbung missbraucht“ habe. Die Kritik sei ungerechtfertigt, meint er. Denn mit der Themenwoche „werden gezielt Zukunftsfragen der Gesellschaft in den Fokus des gesamtgesellschaftlichen Diskurses gerückt. Deshalb hat die Themenwoche für uns einen eigenständigen Nachrichtenwert, so wie auch die Bambi-Verleihung oder der Grimme-Preis in der Tagesschau vorkommen.“

Allein die ARD-Hörfunkprogramme erreichen laut SWR-Medienforschung innerhalb einer Woche fast 39 Mio. Menschen. Solche Zahlen findet man für das Fernsehen leider nicht. Hier werden zumeist nur die Marktanteile angegeben. Für einzelne Sendungen sieht dies jedoch anders aus. So lag im Jahre 2010 die durchschnittliche wöchentliche Reichweite der Tagesschau bei 9,14 Mio. Zuschauern, die Tageshemen lagen bei 2,42 Mio. Anne Will holte im Schnitt 4,16 Mio. Zuschauer. Im Jahre 2010 wurde das ERSTE im Schnitt von 27,3 Mio. Menschen eingeschaltet – täglich. Die Wochenreichweite muss also über 30 Mio. liegen. So relativiert sich der Erfolg von 40 Mio. Menschen, die mit mindestens einem der „zwei- bis dreitausend Beiträge (genauer geht es nicht?) in Berührung geraten sind. War nicht gar ein Teil der Nutzer so mobil und ist der Themenwoche ausgewichen?

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)