Gab es beim ZDF „eindeutige Verstöße“ gegen den Rundfunkstaatsvertrag?

 

 

So zitiert w&V den Medienwissenschaftler Volker Lilienthal, der in diesem Zusammenhang auf die Vorgänge um die Werbe-Partner Mercedes und Solarworld verweist. Die Geschäftsführung des Senders will zum 8. März dem Fernsehrat berichten, was man bei der „Nachschau“ der einzelnen Sendungen festgestellt hat. „Wir kontrollieren ganz genau, was auf dem Schirm passiert, dass dort nie etwas passiert, was nicht erlaubt ist“, so ZDF-Intendant Thomas Bellut gegenüber Jörg Wagner vom Radio1-Medienmagazin am gestrigen Samstag.

 

Bisher wehrt man sich beim ZDF dagegen es sich um Schleichwerbung gehandelt habe. Denn die Definition für Schleichwerbung sei nicht erfüllt. Schleichwerbung ist laut Rundfunkstaatsvertrag „die Erwähnung oder Darstellung von Waren … eines Herstellers von Waren oder eines Erbringers von Dienstleistungen in Programmen, wenn sie vom Veranstalter absichtlich zu Werbezwecken vorgesehen ist und mangels Kennzeichnung die Allgemeinheit hinsichtlich des eigentlichen Zwecks dieser Erwähnung oder Darstellung irreführen kann.“ Doch dient ein Auto, dass im Rahmen eines Preisspiels vergeben wird, nicht vor allem der Werbung? Wieso sollte es aus Sicht des Herstellers dem Spiel dienen?

„Richtig ist, in den letzten Jahren ist der Eindruck bei „Wetten, dass…?“, in den Gottschalk-Jahren entstanden, hier wird viel zu viel in diesem Bereich gemacht. Das geht nicht. Das ist zu viel. Das ist eine Geschmacksfrage.“  So Thomas Bellut bei Jörg Wagner. Doch es ist eben keine Geschmacksfrage.

 

Doch kann die Nachschau des ZDF objektiv sein? „Streng genommen kann diese interne Nachschau nur als wahr gelten, wenn sie von außen, von Medienkritik oder -wissenschaft unabhängig testiert würde.“ So Volker Lilienthal in einem Namensartikel für die Süddeutsche Zeitung (Samstagsausgabe). Die nun bekannte gewordenen Fälle würden zeigen, „dass das ZDF-Gelöbnis von 2004, der Selbstkommerzialisierung im Programm Einhalt zu gebieten, alles andere als lückenlos umgesetzt wurde. Für Publikumsmagneten wie Gottschalk galt immer eine Ausnahme. Eben weil er für Zuschauermillionen zu garantieren schien, genoss er Narrenfreiheit – übrigens auch bei manchen Mitgliedern der ZDF-Aufsichtsgremien.“

Volker Lilienthal wird in seinem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung grundsätzlich und verweist auf die Medienpolitik der letzten Jahre, die Product Placement den Weg ebnete. Die Medienpolitik beging aus seiner Sicht den einen Fehler, „als sie 2009 trotz medienkritischer Lektionen wie Sabine! (ZDF) und Marienhof (ARD) die EU-Liberalisierung von Product Placement mitmachte und dieses programmintegrierte, programmschädliche Werbeinstrument eben auch für ARD und ZDF nicht definitiv ausschloss.“

 

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