Castorfs Voksbühne war revolutionär, zugleich konservativ als Bewahrerin der Tradition des klassischen Sprechtheaters und Ensembletheaters. Inhaltlich verband sie Analyse und Position (wenn man so will: Hegel) mit Provokation, nihilistischer Infragestellung, mit Klamauk, Ironie und Wahnsinn (wenn man so will: Nietzsche). Castorf Volksbühne war Theater der Emotionen, Bauchtheater, Theater der Erschöpfung, aber zugleich Schauspielertheater, Theater der unerwarteten Verknüpfungen und schrägen Text-Lektüren. Es war fortschrittskritisch, aber progressiv. Die Volksbühne war Punk, ästhetisch und organisatorisch. … Revolution macht heute nicht mehr die Linke, sondern die Startups. Chris Dercon liefert ihnen dazu das Design.
Rüdiger Suchsland, Telepolis, 01.07.2017 (online)