Zwei Drittel des Programms im deutschen Kinder- und Jugendfernsehen besteht aus Animationsfilmen und Serien. Jedoch nur ein geringer Teil davon wird von deutschen Produzenten hergestellt. So bezieht allein der KI.KA 82 % des Animationsprogramms aus dem Ausland.
Dies sind Ergebnisse einer Studie „Film- und Fernsehproduktionswirtschaft – Kinder- und Jugendprogramm“, die von der Produzentenallianz mit der Hamburg Media School erstellt wurde.
Die deutsche Animationsbranche habe ihre Umsätze mit Kinofilmen von 27,5 Millionen Euro (2005) auf 44,2 Millionen im vergangenen Jahr (2010) steigern können, so digitalfernsehen.de. Doch im Fernsehen seien die Produktionsumsätze im gleichen Zeitraum von 21,9 Millionen auf 19,1 Millionen Euro gesunken. Dabei gibt es genügend Trickfilmproduzenten in Deutschland, die qualitativ hochwertige Animationen abliefern könnten, wie ein Blick aufs Kino zeigt.
Vergleicht man die Produktionsvolumina von Deutschland und Frankreich, ergibt sich ein Verhältnis von 288 zu 1.587 Stunden für den Fünf-Jahreszeitraum 2005 bis 2009. Dabei liegen die durchschnittlichen Minutenpreise mit ca. 10.000 Euro bei TV-Serie in beiden Ländern in etwa gleich.
Fakt ist: Erstens werden ausländische Produzenten in ihren Ursprungsländern z.T. massiv wirtschaftlich bzw. finanziell bei der Produktion ihrer Programme unterstützt und können diese dann preiswert als Lizenz- bzw. Koproduktion deutschen Sendern anbieten. Zweitens können ausländische Produzenten ihre Projekte zur Auftrags- bzw. Koproduktion deutschen Sendern direkt anbieten. Deutsche Produzenten dürfen das in der Regel im Ausland nicht, sondern benötigen einen Koproduzenten vor Ort. Drittens sind viele deutsche Produktionsfirmen unterkapitalisiert, ihnen fehlt oft der finanzielle Rückhalt, große Projekte zu stemmen. Und so sehen sich ARD und ZDF oftmals nach ausländischen Firmen um, um Großprojekte zu vergeben. Dass deutsche Firmen nicht mehr den Vorstellungen der Redakteure in deutschen Sendern entsprechen, ist somit auch eine Folge der Auftragsvergabe der letzten Jahre. Die Realität, die die Redakteure beklagen, haben sie zum großen Teil selbst mit geschaffen.
Doch ist es dann nicht ihre Aufgabe durch ihre Auftragsvergabe mit dafür zu sorgen, dass auch die deutschen Firmen „wachsen“ können?
Es muss um höhere Budgets für Kinder- und Animationsprogramm gekämpft werden, es müssen auch Sendeplätze für den Animationsfilm für Erwachsene geschaffen werden.
Doch in den ZDF-Leitlinien 2011-2012 spielt die Animation nur eine Rolle im Zusammenhang mit einer hochwertigen Visualisierung insbesondere im Informationsbereich. Zum Animationsfilm findet sich kein Wort. Die ARD verweist in ihren Leitlinien 2011-12 zumindest auf den Kinderkanal und die frühen Sendeplätze am Wochenende im ERSTEN, erwähnt die im November gestartete 26teilige Animationsserie „Chi Rho“ sowie einige andere Produktionen. Von Animationsfilmen für Kinder bzw. Erwachsene, die an der hiesigen Lebenswirklichkeit anknüpfen sollen, ist kein Wort zu finden. Dabei geht es doch auch darum: an der Lebenswirklichkeit von deutschen Kindern und Jugendlichen anzuknüpfen und diese abzubilden.