Dokumentiert: Bündelung von TV-Kanälen in der Kritik

Seit langem schon stehen weite Teile der amerikanischen Bevölkerung auf Kriegsfuß mit der Praxis der Kabelfernsehanbieter, den Empfang von TV-Kanälen nur in Form von Paketen anzubieten. Wer ein ihn interessierendes Kabelprogramm abonnieren will, muss gleich ein ganzes Paket von Sendern beziehen – Einzelabonnements gibt es nicht. Der republikanische Senator und ehemalige Präsidentschaftskandidat John McCain hält für diese Praxis einen markanten Vergleich bereit: „Es ist, als ob ein Restaurantkunde für das ganze Menü bezahlen müsste, um das eine Gericht zu bekommen, das er gerne essen möchte.“

 

McCain hat seine Argumentation gegen die Praxis der Bündelung von Kabelfernsehkanälen nicht bei schönen Worten belassen. Ende Mai 2013 trug er seine Meinung auch dem „Subcommittee on Communications“ im US-Parlament vor und er brachte zudem eine Gesetzesvorlage ein, die Weichen stellen soll, um eine Fortsetzung der von vielen kritisierten Praxis zu verhindern.

 

McCains Initiative fand sofort Rückhalt bei diversen Verbraucherorganisationen und weiten Teilen der amerikanischen Presse, die unter anderem auf die untragbaren finanziellen Belastungen der Konsumenten hinwiesen, die gezwungen seien, ganze Pakete von Kabelsendern zu abonnieren. Für die populärste, aber keineswegs umfangreichste Gruppe von Kabelsendern, sagen sie, sei der Abonnementspreis überdies zwischen 1995 und 2011 jährlich um 6,1 Prozent gestiegen und bei inzwischen rund 55 Dollar monatlich angekommen.

Es ist kein Wunder, dass sich Sprecher der Industrie und der Lobbyverband der Sender („National Association of Broadcasters“) sogleich mit Protestäußerungen zu Wort meldeten. Statt staatlichen Einfluss geltend zu machen, so wandten sie ein, sei es besser, die Lösung des Problems den Kräften des freien Marktes zu überlassen. Durch die vermehrten Optionen von Streaming und Online-Video sei ohnehin in nicht ferner Zukunft eine Veränderung der Sehgewohnheiten und damit auch der Methoden zu erwarten, wie traditionelles Fernsehen dem Publikum angeboten werde. Würde man den Vorstellungen von John McCain folgen, hieß es seitens der Industrie und des Verbandes weiter, so würde für kleine, nur von Minderheiten bevorzugte Sender die Chance, überhaupt in das Angebot eines Kabelnetzbetreibers aufgenommen zu werden, bis zur Nullgrenze schwinden und die Preise für den Einzelempfang solcher Programme müssten geradezu unerschwinglich hoch sein.


 

Funkkorrespondenz, 24/2013, S. 16

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