Wer das System des Machtmissbrauchs im WDR nachhaltig abbauen will, hätte hier jedenfalls eine signifikante Möglichkeit: das System flächendeckender scheinselbständiger freier Mitarbeiterschaft der eigenen programmprägenden Journalisten zu beenden und deren Tätigkeit in feste Anstellungsverhältnisse zu überführen. Es ist betrüblich, dass dieser wesentliche Punkt im Abschlussbericht der ehemaligen Gewerkschafterin Wulf-Mathies nicht zur Sprache kommt. Es geht im WDR (und den anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten) eben nicht nur, wie Wulf-Mathies meint und was ihre zentrale Forderung ist, um einen „Kulturwandel“, wie sie im Schlusskapitel ihres Prüfberichts schreibt, sondern es geht ganz klar auch um eine Legalisierung von Arbeitsverhältnissen und um die Gewährung ganz grundlegender Arbeitnehmerrechte gerade auch für die Mitarbeiterinnen und Journalistinnen. …
Nur wenn die Journalisten im WDR einen vernünftigen und korrekten Arbeitsstatus haben, haben sie als Arbeitnehmer nämlich Rechte, mit denen sie sich auch gegenüber mitunter zudringlichen, unverschämten oder inkompetenten Kollegen und Vorgesetzten zur Wehr setzen können. Und dann hätten die WDR-Programme (und das öffentlich-rechtliche Angebot insgesamt) eine Chance, wieder zu einem von den Programmmachern verantworteten Programm zu werden, in dem tatsächlich journalistische Kriterien das oberste Gebot sind. Und eine KEF, die hierfür nicht die nötigen Mittel zur Verfügung stellen will, hat vom wirklichen Finanzbedarf der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nichts verstanden und leistet weiterem Missbrauch Vorschub.
Hektor Haarkötter, Medienkorrespondenz 21-22/2018 (online)