Am letzten Samstag verwies ich auf das Gutachten zur Vielfalts- und Journalismusstärkung, dass die GRÜNE Bundestagsfraktion bei Prof. Dr. Bernd Holznagel und Horst Röper in Auftrag gegeben hatte. Darin (S. 40 ff.) findet sich auch ein Abschnitt, in dem es um die „Unterstützung des Online-Journalismus“ geht und den ich hier dokumentiere:
„1. Feststellung
Die Möglichkeiten, publizistische Vielfalt um neue Angebote zu ergänzen und damit zu stärken, sind je nach Medientyp unterschiedlich: Im Zeitungsmarkt sind die Marktzugangsbarrieren sowohl für Tages- als auch für Wochenzeitungen kaum zu überwinden. Dies gilt im lokalen, regionalen aber auch im überregionalen Markt. Im Zeitschriftenmarkt sind die Erfolgsaussichten für neue Titel deutlich günstiger. Marktzugänge sind entsprechend häufig, bedingen aber insbesondere für überregionale Titel hohe Investitionen. Die Gründung von überregionalen Titeln wird entsprechend insbesondere von den Großverlagen vorgenommen.
Mittlere und kleine Verlage sind stärker im Bereich der Fachzeitschriften und mit lokalen/regionalen Publikumszeitschriften engagiert. Im Gegensatz zu den Printmedien sind Gründungen von journalistischen Angeboten im Internet kostengünstig.
2. Empfehlung
Ausgehend von einem mutmaßlich begrenzten Fördervolumen wird empfohlen, die Mittel zur Stärkung der publizistischen Vielfalt im Bereich des OnlineJournalismus zu konzentrieren, da in diesem Bereich eine höhere Effektivität des Mitteleinsatzes zu erzielen ist. Dabei sollten sowohl bedarfsgerechte Unterstützung für bestehende Angebote als auch Hilfestellungen bei Gründungen möglich sein.
Die Meko sollte sich bei Förderentscheiden neben den betriebswirtschaftlichen Kriterien insbesondere an den maßgeblichen publizistischen Kriterien orientieren:
– Besteht für das Angebot ein besonderer publizistischer Bedarf? Dies dürfte z. B. regelmäßig für lokale oder hyperlokale journalistische Angebote gelten.
– Welche originären journalistischen Leistungen bietet das Angebot? Besteht das Angebot (weitgehend) aus der crossmedialen Nutzung von auch über andere Medien angebotenen Leistungen oder wird der Inhalt (weitgehend) originär für das Angebot erstellt?
Über die Förderung von einzelnen Angeboten hinaus sollte zu den Aufgaben der Meko auch gehören, Austauschplattformen zu initiieren und ggf. zu unterstützen. Derartige Plattformen könnten gerade für lokale und hyperlokale Anbieter ohne Anbindung zu sonstigen Medienunternehmen bedeutsam sein, weil darüber auch Interessen von Nutzern abgedeckt werden können, die über das jeweilige Berichtsgebiet hinausgehen.
Gerade im Bereich des Lokaljournalismus ergeben sich mit relativ kostengünstigen Internetangeboten Chancen zur Vielfaltsteigerung. Dies gilt nicht nur für großstädtische Ballungsräume, sondern auch für ländlich strukturierte Regionen.
Für Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2009 über 60 lokaljournalistische Angebote außerhalb der etablierten Medienunternehmen registriert.64 Inhaltlich waren die Angebote sehr heterogen: von einem thematisch breiten Angebot bis zu thematischen Spezialisierungen (etwa Lokalsport, Lokalpolitik, Veranstaltungsberichte etc.). Die meisten dieser Angebote waren werbefinanziert, wobei der Umfang der Werbung allerdings auf eher geringe Umsätze schließen lässt. Einzelne Angebote verzichteten vollständig auf eine Finanzierung und organisierten die journalistische Arbeit ehrenamtlich.“
Dokumentiert: Rundfunkbeitrag auch für unabhängige Internet-Angebote nutzen
Rundfunkbeitrag soll auch „dem Netz dienen“