Der Leiter des China-Büros der spanischen Nachrichtenagentur EFE hat in einer viel beachteten Stellungnahme über Twitter eine Debatte über die China-Berichterstattung westlicher Medien angestoßen. In 14 Tweets rechnete Javier García schon Ende September mit der seiner Meinung nach voreingenommenen Haltung zahlreicher Auslandskorrespondenten ab.
Er werde den Journalismus – zumindest vorübergehend – nach mehr als 30 Jahren in diesem Beruf zunächst ruhen lassen, schrieb García, und fügt an: „Der beschämende Informationskrieg gegen China hat mir einen großen Teil meiner Begeisterung für diesen Beruf genommen.“
Er sei nach China gekommen, „wie in jedes andere Land auch“ und habe versucht, unvoreingenommen zu sein, frei von Vorurteilen und vorgefassten Meinungen. „Ich habe immer geglaubt, dass Neugier und die Fähigkeit zum Staunen zusammen mit Strenge und Loyalität gegenüber der Wahrheit die Grundbausteine des Journalismus sind.“
In den Tweets beklagt García Manipulationen der öffentlichen Meinung und Verleumdungskampagnen gegen China. Seiner Ansicht nach sind die meisten ausländischen Medienberichte über China stark parteiisch. Was auch immer in China geschehe, stets werde die Rhetorik des US-Außenministeriums oder der US-Medien übernommen.
„Die Manipulation von Informationen ist eklatant, wofür es täglich Dutzende von Beispielen gibt. Jeder, der es wagt, sich damit auseinanderzusetzen oder zu versuchen, eine halbwegs objektive und unparteiische Position zu vertreten, wird beschuldigt, im Sold der chinesischen Regierung zu stehen oder Schlimmeres. Selbst die geringste Abweichung wird nicht geduldet.
Die Mächte, die den sehr gefährlichen Konfrontationskurs mit China vorantreiben, überlassen nichts dem Zufall. Ihre scheinbar unsichtbaren Fäden reichen an die unwahrscheinlichsten Orte. Jeder, der aus der Reihe tanzt, wird marginalisiert oder ausgegrenzt.
Das viel beschworene westliche Totem der „freien Presse“ findet so in China eine paradoxe Entsprechung: eine freie Presse, die genau das Gleiche sagt, sich an das Drehbuch hält und immer wieder betont, wie schlecht der „Kommunismus“ ist.“
Harald Neuber, telepolis, 08.10.2021 (online)