„Die ARD ist deutschlandweit führend im Genre Fernsehdokumentationen und Dokumentarfilm. Das hat der Senderverbund am Abend beim Empfang „Top of the Docs“ in Berlin unterstrichen. Im Jahr 2012 wurden insgesamt 9092 Stunden an Reportagen und Dokumentationen im Ersten und den Dritten Programmen ausgestrahlt, das entspricht 25 Stunden pro Tag (ohne Phoenix, Arte und 3sat). An Neuproduktionen entstehen jährlich ARD-weit Dokumentationen und Dokumentarfilme in einer Gesamtlänge von 2027 Stunden, was rund 5,5 Stunden täglich bedeutet. Allein 60 Kinodokumentarfilme strahlte die ARD in 2012 im Ersten und den Dritten Programmen aus.“ So der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor zur Eröffnung der Veranstaltung laut einer Presseerklärung der ARD.
„Allein im Ersten wurden im vergangenen Jahr 300 Stunden an Programmen dieses Genres gezeigt. Mit anderen Worten: Jeden Tag findet der Zuschauer im Ersten eine knappe Stunde eines dokumentarischen Formats.“ Zoo-Dokus seien in diese Zahl noch nicht mal mit einberechnet, so Volker Herres, der darauf verwies,, dass man in 2012 „19 große Dokumentarfilme und Doku-Dramen von jeweils 90 Minuten Länge im Programm“ hatte. Doch warum wirft er diese beide Genre in einen Topf?
In der Präsentation des Abends wurden die Dokumentationen mit den Shows von Florian Silberisen verglichen. Es standen also Stunden (9.092) gegen Sendungen (7). Und es wurde die Strohpuppe aufgebaut, dass politisch mehr Dokus statt Florian Silbereiseen gefordert wurde. Doch die entscheidende Kritik war eine andere. Es stand zur Kritik, dass die Talkshows ausgeweitet wurden und dafür die Dokumentationen – zeitlich – verdrängt wurden. Es wurde befürchtet, dass die Dokus durch eine spätere Sendezeit weniger Zuschauer haben werden. Darauf wurde nicht eingegangen.
Volker Herres präsentierte drei aus der Sicht der ARD neue dokumentarische Highlights des Jahres 2013: das Dokudrama „George“ (SWR, WDR, RBB, NDR in Kooperation mit Arte) über den Schauspieler Heinrich George sowie die Reportage „Bruno, der Bär ohne Pass“ (WDR) des Schauspielers Hannes Jaenicke, der sich auf die Spurensuche dieses Bären machte. Zudem wurde der Dokumentarfilm „Töte zuerst“ (internationale Koproduktion des NDR) über den israelischen Geheimdienst, der für einen Oscar nominiert ist und am 6. März 2013 im Ersten läuft, vorgesellt.
Zudem wurden von WDR-Intendantin Monika Piel die drei Gewinner des ARD-Doku-Wettbewerbs „BLICKPUNKT DEUTSCHLAND“ vorgestellt. Die ARD hatte ein dokumentarisches Highlight für einen Primetime-Sendeplatz im Ersten ausgeschrieben. Doch wozu bedarf es eines solchen Wettbewerbs? Ist es nicht Aufgabe der Redaktionen, gute Stoffe zu suchen? Kann man so einmalige Ideen gewinnen?
Es wurden 60 Exposés eingereicht. Laut Produzentenstudie 2012 der Produzentenallianz gibt es bei den 1.700 Produzenten über 600, deren Hauptgeschäft das Fernsehen ist.
Bei der Präsentation der Fakten wie auch in der ausgereichten Broschüre blieb man zu Fragen der Dokumentationen leider sehr oberflächlich. Es fehlen die Verweise darauf, wann, also zu welcher Uhrzeit, die 9.092 Stunden Dokumentationen gesendet werden, mit welchem Umfang andere Genre zu Buche schlagen und vor allem, wie die finanziellen Mittel auf die verschiedenen Genre verteilt werden.
So hatte das IFEM in seinen Untersuchungen festgestellt, dass der Anteil der Reportagen und Dokumentationen am Gesamtprogramm des ERSTEN und ZWEITEN in den letzten Jahren zwischen 9 und 10 Prozent lag. Der Sport hatte übrigens in diesem Zeitraum im ERSTEN einen Anteil zwischen 6 und 8 Prozent (ZWEITES: 5 und 7 Prozent). Der Talkanteil stieg im ERSTEN und lag in 2011 bei über 4 Prozent. (Jauch hatte seine Talkshow erst am 11. September 2011 beginnen. Der Anteil wird also 2012 noch einmal steigen. – Im Zweiten wurde 2011 ungefähr 8 Prozent der Sendezeit vertalkt.)
Die mediale Berichterstattung über diesen „Doppelschlag“ war nicht sehr umfangreich. Dies liegt wohl auch daran, dass man sich die Berlinale ausgesucht hatte. Oder wollte man, dass nicht zu umfangreich berichtet wird, um so kritische Nachfragen bzw. Ergänzungen (siehe taz und FAZ vom 15.02.2013) zu vermeiden?
Über 9000 Stunden Dokumentationen und Reportagen: Die ARD will ihre Kritiker widerlegen. Diese hatten der Senderfamilie mit ihren Vorwürfen arg zugesetzt.
Tagesspiegel
Allein an Neuproduktionen würden in der ARD jährlich Dokumentarfilme mit einer Gesamtlänge von 2027 Stunden entstehen, was einer täglichen Dosis von jeweils 5,5 Stunden entspreche.
Digitalfernsehen.de
Auch wenn die ARD sich bei „Top oft he Docs“ lobt: Filmemacher kritisieren die ARD wegen schlechter Bedingungen und mieser Bezahlung bei Dokumentationen. Der Programmdirektor der ARD kann die Kritik mal wieder nicht nachvollziehe.
taz
Rede Volker Herres