Empfang des Medienrates 2010

Berlin 09.03.2010

Das Who-is-who der deutschen Medienregulierung traf sich in Feier-Laune zum traditionellen Empfang des Medienrats. Wer Rang und Namen hat, war zugegen: von Gremienvorsitzenden, Direktoren der Landesmedienanstalten, Vertretern der Selbstkontrollen, Pressesprechern bis hin zu, natürlich: den Mitgliedern des Medienrates. Doch ohne Frage kann so ein auf Genuss und Networking ausgerichteter Abend nicht gänzlich ohne offizielle Reden auskommen, zumal es einen Neuen zu begrüßen und „beschnuppern“ galt: Albrecht Gerber, seit November 2009 Chef der Staatskanzlei des Landes Brandenburg.

 

 

Dieser richtete ein kurzes Grußwort an die geladenen Gäste, das er mit den Worten einleitete: „Es gibt einen etwas lasterhaften Spruch aus Großbritannien, dass mehr Arbeits- und Lebenszeit durch Grußworte kaputt gemacht wird, als durch Streiks. Ich will diese Unsitte hier nicht einreißen lassen.“ Ein Versprechen, das Gerber einhielt. In seinen weniger als zwei Minuten dauernden Worten beschränkte er sich darauf, zwei aus seiner Sicht wichtige Themen hervorzuheben: den weiteren Ausbau der lokalen und regionalen Fernsehlandschaft sowie den weiteren Ausbau der Breitbandversorgung in den ländlichen Regionen.

 

Grußwort: Albrecht Gerber, Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei Brandenburg

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Zweite Rednerin des Abends war die Vorsitzende des Medienrates, Professor Jutta Limbach. Auch sie hob die Verantwortung für den lokalen Rundfunk hervor: „Das ist für uns sehr wichtig“, so Limbach. Hier weiß sie sich nicht allein, wie Limbach berichtete. Die medienpolitischen Sprecher beider Landesparlamente hätten dem Medienrat gegenüber auch besonders darauf Wert gelegt, „dass wir da Unterstützung leisten. Uns hat es amüsiert, dass man hier sogar mit den Bitten soweit ging, dass wir nicht Halt machen sollten vor dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der habe die Aufklärung und Unterstützung in diesem Punkte genauso nötig. Wir zögerten natürlich… Wir haben natürlich genügend zu tun, mit dem, was unsere Aufgabe ist.“

Der lokale Rundfunk sei deshalb wichtig, weil „Demokratie im Grunde vor Ort gelernt wird.“ Eine Aufgabe der Medien sei, diese Demokratie zu stützen, so Limbach, die sich bei dieser Bemerkung auch auf das Bundesverfassungsgericht berief. Bezug nahm die Medienrats-Vorsitzende auf den Essay von Rüdiger Safranski „Wie viel Globalisierung verträgt der Mensch?“. Safranski habe gut dargestellt, dass es eine anthropologische Grundbedingung ist, dass der weltoffene, in der Kategorie von Globalisierung denkende Mensch auch seine Bindung vor Ort braucht. „Weltoffenheit muss durch Ortsfestigkeit ausgeglichen werden.“ Von daher habe der lokale Rundfunk eine sehr wichtige Aufgabe, er müsse zeigen, was in den demokratischen Bezügen vor Ort gemacht wird. „Wenn das mit Verstand gemacht würde, hätte manch öffentlich-rechtlicher Rundfunk auch mehr Zuschauer und Zuhörer, als er zu haben pflegt“, so Limbach.

Nach dieser Spitze gegen die ARD richtete Limbach ihre Aufmerksamkeit auf den privaten Rundfunk, der ihr Sorge bereitet. Sie beunruhige die Verflachung und Schmalspurigkeit, die sich nicht nur im öffentlich-rechtlichen und nicht nur im privaten Rundfunk ereigne, sondern allgemein. „Ich brauche Ihnen allen nur den Namen Ebeling ins Gedächtnis zu rufen, um deutlich zu machen, welches Problem uns beschäftigt: Information, Nachrichten, ist das etwas, wofür man kämpfen muss.“ Erneut nahm sie Bezug auf das Bundesverfassungsgericht, das betont hat, dass auch bei den privaten Anstalten auf Meinungsvielfalt und auf Programmbreite zu achten ist. „Die Pressefreiheit ist ein dienendes Grundrecht! Das ist Ihnen allen verliehen worden, damit sie diese öffentliche Funktion auch wahrnehmen. Auch der Private ist verpflichtet, für Streubreite und Ausgewogenheit zu sorgen, “ mahnte Jutta Limbach in die Runde, die sich – wie auch die Rednerin selbst – vom ernsten Thema nicht den Appetit auf Häppchen und Wein verderben ließ. „Der Abend ist dazu gedacht, dass wir entspannt mit einander sprechen, uns kennenlernen und dabei soll es auch bleiben“, hatte Jutta Limbach schließlich ganz zu Beginn ihrer Rede gesagt und unter diesem Gesichtspunkt wurde der Empfang allen Erwartungen gerecht: Essen gut, Getränke gut, Stimmung gut.

Grußwort: Jutta Limbach, Vorsitzende des Medienrates der mabb Berlin-Brandenburg

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Fazit:

Wissenswert: *
Unterhaltungswert: **
Kontaktwert: *****
Ambiente: ****

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)