„Frank Schirrmacher war nicht von Grund auf Intellektueller, er war nicht von Grund auf Journalist. Er war etwas dazwischen – durchaus aufgeschlossen für komplizierte Ideen, doch sehr viel mehr als an den Ideen selbst daran interessiert, sie ins mediale Erregungssystem einzuspeisen“.
So sein FAZ-Kollege Gregor Dotzauer.
Insbesondere am Agieren Schirrmachers und der entsprechenden Resonanz kann man erkenne, dass es einen Strukturwandel der Öffentlichkeit gab. Der intellektuelle Diskurs hatte sich von der Universität in die Medien verschoben, so Albrecht von Lucke in den BLÄTTERN (08/2014). Ein Ziel ist, „die Debatten selbst und aus den Medien heraus zu generieren – wenn nötig aus dem Nichts.“
Frank Schirrmacher habe intellektuelles Format gehabt. Nach Jürgen Habermas sei der „Idealtypus eines Intellektuellen“ dadurch gekennzeichnet, dass er „wichtige Themen aufspürt, fruchtbare Thesen aufstellt und das Spektrum der einschlägigen Argumente erweitert, um das beklagenswerte Niveau öffentlicher Auseinandersetzungen zu verbessern.“ Zudem müsse er „avantgardistischen Spürsinn für Relevanzen“ haben.
Frank Schirrmacher sei bereit gewesen, Kampagnenjournalismus zu betreiben, auch die Grenze zum Boulevard zu überschreiten. Ihm ging es mehr um die erzielte Aufmerksamkeit als um den transportierten Inhalt, so Albrecht von Lucke. Er war ein Prototyp des Netzwerkes, ein an Macht orientierter „Alpha-Journalist“. Darin unterschied er sich von Jürgen Habermas, den „den Einfluss, den er mit Worten erlangt, nicht als Mittel zum Machterwerb benutzen, also Einfluss nicht mit Macht verwechseln“ wollte.
Der Entwicklung vom „allgemeinen Intellektuellen“ über den „speziellen Intellektuellen“ als Berater bzw. Gutachter zum „technokratischen Experten“ habe schon vor Jahrzehnten begonnen, stellt Lucke unter Verwies auf Michel Foucault fest.