„ZDF schummelt bei Beitrag über Steinbrück-Rede“ titelte die Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins „Focus“ am vergangenen Wochenende. In dem Bericht ging es um falsche Bilder in einem Beitrag des „ZDF-heute-journals“ über den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. Dietrich Leder, Professor für Fernsehkultur in Köln, versteht diese Aufregung nicht. Seiner Ansicht nach ist das Vorgehen des Senders durchaus üblich – und nicht mit den Vorgängen bei der Fußball-WM zu vergleichen. (Damals hatte auch das ZDF Kritik geübt, dass die Weltregie der UEFA die Realität verfälschte.)
So schreibt Dietrich Leder in der Funkkorrespondenz: „Bei der Szene der Fußball-EM handelte es sich um eine Live-Übertragung, bei der viele Kameras vor Ort waren und der Regisseur – so die ungeschriebene Regel dieses Fernsehformats – im Live-Schnitt Bilder aneinanderreiht, die auch nacheinander entstehen. Verlässt er diese Logik der zeitlichen Abfolge, hat er es wie zum Beispiel bei Zeitlupen-Wiederholungen durch ein Logo kenntlich zu machen.
Anders ist das allerdings bei zusammenfassenden Berichten. Sie geben die Zeit nicht eins zu eins wieder, sondern sie komprimieren das Geschehene aufs Äußerste. Hier verbindet der Schnitt nur im Ausnahmefall etwas, was wirklich zeitlich unmittelbar aufeinander folgte. In den meisten Berichten des Fernsehens von Ereignissen, denen jeweils nur ein Kamerateam des jeweiligen Senders beiwohnt, stammt der Zwischenschnitt auf Zuhörer und deren Reaktionen auf eine Rede nie aus genau dem Moment, der unmittelbar auf das Gesagte folgte. Der Beifall, den man in diesem Fall sah, war nie der, der jener zuvor gezeigten Redepassage galt, sondern einer anderen. Dieses ästhetische Verfahren eines „quid pro quo“, nichts als eine Manipulation, ist also Fernsehstandard.“