In der Berichterstattung: Schwarze-Peter-Spiel bei ARD und ZDF um Digitalkanalkonzept

 

„Wir sind eins“, prangt hinter dem Podium im Europasaal der nordrhein-westfälischen Landesvertretung. Sie müssen viele solche Banner haben in der ARD. Bei jeder öffentlichen Veranstaltung der Sendergemeinschaft strahlt der Slogan der Freundschaft, Brüder- und Schwesterlichkeit. Aber: Mit dem Zweiten ist die ARD schon mal gar nicht eins“, schreibt die taz.

 

„Die Länder erneuerten jetzt die Forderung nach einer Fusion der öffentlich-rechtlichen digitalen Spartenkanäle. Bislang weigert sich das ZDF gemeinsam mit der ARD an einem Konzept zur Kostenersparnis zu erarbeiten“, meldet welt.de.

 

 

„In diesem Fall ist es ein cleverer Schachzug, den schwarzen Peter dem ZDF zuzuschieben. Inhaltlich hat die ARD nämlich weiterhin kein Konzept für Eins Plus und Eins Festival, auch nicht für den von ihr geforderten Jugendkanal für die 14- bis 29-Jährigen. … Anders als die ARD haben die Mainzer eine Digitalstrategie“, beschreibt in der Frankfurter Rundschau Ulrike Simon die Situation.

Noch am Montag, kurz nachdem die ARD-Intendanten ihr Angebot beschlossen hatten, hatte das ZDF erklärt„Das ZDF hat durch die Bereitschaft auf ZDFkultur zu verzichten, deutlich gemacht, dass es bereit und in der Lage ist, Einsparungen im eigenen Verbund zu realisieren und erwartet Gleiches auch von der ARD.“

 

Das ZDF erklärte am Mittwoch, dass es „gemäß der Beauftragung durch die Rundfunkkommission der Länder in den nächsten Tagen ein fortgeschriebenes Konzept seiner Digitalstrategie vorlegen“ wird. „Die dafür erforderlichen Abstimmungen mit den Gremien sind bereits erfolgt, worüber das ZDF in einer Pressekonferenz am 8. März berichtet hat. Danach setzt das ZDF für die Zukunft neben dem Hauptprogramm auf die Mediathek sowie auf die Digitalkanäle ZDFneo und ZDFinfo und hat vorgeschlagen, den Digitalkanal ZDFkultur einzustellen. Dem Projekt eines gemeinsamen Jugendkanals mit der ARD steht das ZDF grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Voraussetzungen für einen Jugendkanal sind aus Sicht des ZDF eine klare Beauftragung durch die Bundesländer, eine ausreichende Finanz- und Personalausstattung und eine Öffnung des Telemedienangebots.

Das ZDF hat zur Kenntnis genommen, dass der ARD-Vorsitzende den Vorschlag, drei gemeinsame, zielgruppenorientierte Angebot zu schaffen, heute als einen ‚Impuls‘ bezeichnet hat, über den er mit dem ZDF-Intendanten ins Gespräch kommen wolle. Dafür steht das ZDF bereit. Das ZDF hat seinerseits die Anregung gegeben, alternativ über eine einfachere Aufgabenverteilung nachzudenken. Danach könnte die Zielgruppe der Jugendlichen mit einem Kanal der ARD versorgt werden, die mit ihren jungen Hörfunkwellen bereits über entsprechende Strukturen und Kompetenzen verfügt, die beim ZDF so nicht vorhanden sind. Das ZDF liefert im Sinne dieser Aufgabenteilung mit seinen erfolgreichen digitalen Informations- und Unterhaltungsangeboten ZDFneo und ZDFinfo ein öffentlich-rechtliches Angebot, das stärker die mittleren Altersgruppen anspricht.“

Beim ZDF hat der Intendant seine Pläne den Gremien vorgestellt. Die „normalen“ Gremienmitglieder der ARD-Sender erfuhren vom ARD-Vorschlag, aus sechs Digitalkanälen drei gemeinsame zu machen, aus der Zeitung.

Es ist unwahrscheinlich, dass es  ARD und ZDF, wie von den Ministerpräsidenten (MP) erbeten, schaffen werden, bis Ende April ein gemeinsames Konzept der Digitalkanäle vorzulegen. Allerdings könnten ARD und ZDF es sich auch einfacher machen als „Schwarzer Peter“ zu spielen und darauf verweisen, dass es Wille der MPs war, dass ARD und ZDF Digitalkanäle anbieten – um die Digitalisierung zu befördern. Und nun auch die MPs sich nicht der Pflicht entledigen können, neue Vorschläge für die Zukunft zu machen. Schließlich geht es sowohl um eine staatsvertragliche Umsetzung wie auch entsprechende Finanzierung und Personal.

Beim Rundfunkbeitrag haben ja auch die MPs erst Kriterien, dann die staatsvertragliche Umsetzung präsentiert. ARD und ZDF hatten die verfassungsrechtliche Prüfung übernommen – nach der Vorlage der Vorschläge durch die MPs.

 

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)