Und deshalb möchte ich die Aufmerksamkeit dieser Kolumne auf ein Thema lenken, dass kompliziert wirkt und randständig scheint. Von dem ich aber glaube, dass es für Ansehen und Berechtigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks von großer Bedeutung ist: den Umgang mit den Archiven von ARD, ZDF und Deutschlandradio.
Denn dort lagert eine Art kulturelles Gedächtnis von 1945 bis heute. Produziert und finanziert von öffentlich-rechtlichem Geld. Weshalb es Leute gibt, die sich mit dem Thema beschäftigen und die verführerische Forderung stellen, alles sollte frei und kostenlos zugänglich sein. Dem gegenüber stehen die Sorgfalten von Urheberrechten, fehlenden Ressourcen und institutioneller Grundskepsis. Aber: Diese Debatte muss geführt werden. Und sie wird geführt.
Dass sich etwas bewegt zwischen diesen Positionen, zeigt die Internetseite www.die-fuenfte-wand.de. Dort findet sich seit Sonntag das Archiv von Navina Sundaram, der ersten migrantischen Reporterin der ARD, die von 1964 bis 2003 für den NDR gearbeitet hat. Und dort kann man in einem Meer an Dokumenten, Filmen und Fotos schwimmen und viel über Journalismus, Politik und Gesellschaft verstehen.
Matthias Dell, Mediasres, 08.09.2021 (online)