Lob und Kritik für Spielfilme auf Talkshow-Platz am Dienstagabend im ERSTEN

Sandra Maischberger wechselt mit ihrer Talkshow den Mittwoch, lassen die ARD-Intendanten von ihrer Tagung in Bremen verkünden. Der frei werdende Slot am Dienstagabend wird künftig fiktional bespielt: Das Erste zeigt ab Anfang 2016 am Dienstagabend um 22.45 Uhr Filme und Reihen: „Filmdebüt im Ersten“, „Sommerkino“. In der Sommerpause von „Menschen bei Maischberger“ werden auch 2016 12 bis 15 Dokumentationen und Dokumentarfilme gezeigt, meldet Blickpunkt:Film am Montag gegen 14.45 Uhr von der Tagung der ARD-Intendanten in Bremen. Die Pressestelle der ARD verkündet dazu jedoch nichts. Im Nachgang der Tagung kann man lesen, dass Natalia Wörner und Herbert Grönemeyer Paten der ARD-Themenwoche Heimat werden, Götz Alsmann „Gesicht und Stimme des ARD Radiofestivals“ ist, die ARD mit 24 Produktionen auf dem Filmfest München vertreten ist und ARD und Das Erste zum Dokufilm-Wettbewerb aufrufen.

 

Der Verband der Drehbuchautoren begrüßt die Intendantenentscheidung für den Dienstagabend und „geht davon aus, dass dies nur ein Anfang ist, dem fiktionalen und auch non-fiktionalen Erzählen mehr Fläche im Programm einzuräumen, und die ARD sich wieder auf einen Weg hin zu mehr Programmvielfalt und inhaltlicher Qualität befindet.“ Die Frage danach, ob und welche zusätzlichen finanziellen Mittel für den Sendeplatz zur Verfügung stehen, stellt der Verband nicht.

 

Kritisch geht die AG DOK mit den Intendanten ins Gericht. Diese hätten frühere Versprechen gebrochen und die offensichtliche Chance nicht genutzt, für ihre Worte einzustehen. „Statt den Rückzug von Günter Jauch aus der ARD zu nutzen, um dem Dokumentarfilm endlich wieder mehr Raum zu geben, setzen die Programmverantwortlichen auf noch mehr Fiktion. Und das, obwohl fiktionale Sendungen schon jetzt über 36 Prozent des Gesamtprogramms füllen. Zur Hauptsendezeit sind es sogar 43 Prozent! Zum Vergleich: der Anteil dokumentarischer Sendungen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken und dümpelt irgendwo im einstelligen Bereich“, schreibt die AG DOK und verweist darauf.

„Als die AG DOK im November 2010 die Ausweitung ihrer öffentlich-rechtlichen Talk-Runden auf Kosten dokumentarischer Sendeplätze kritisierte, kam von Seiten der Sender sofort ein entschiedenes Dementi: „Fakt ist: Es wird nicht eine einzige Doku im Mengengerüst weniger geben,“ versicherten die damalige ARD-Vorsitzende Monika Piel und ARD-Programmdirektor Volker Herres beinahe wortgleich in mehreren Interviews.“ Doch die „Programm-Berichte der Landesmedienanstalten belegen, dass der Anteil dokumentarischer Sendungen im ARD-Programm seit 2009 drastisch gesunken ist – von einstmals 7,3 Prozent des Programms im Jahre 2009 auf nur noch 2,9 Prozent im Frühjahr 2014.“

 

UPDATE (24.06.2015, 17.30)

Die ARD sieht dies anders. Deren Programmdirektor ERSTES Fernsehen erklärt:

„Jemanden des Wortbruchs zu bezichtigen und dabei eine Studie heranzuziehen, die von einer einzigen untersuchten Woche auf ein ganzes Jahr schließt, ist, gelinde gesagt, unlauter.“ Laut ARD sei der Anteil von Reportagen, Dokus und Dokumentarfilmen in der Hauptsendezeit ab 20.15 Uhr in den vergangenen Jahren stabil geblieben und variiere von 2008 bis 2014 bei jährlich zwischen 122 und 135 Stunden.

 

Doch stimmt das so? Göfak untersucht für die Landesmedienanstalten nicht eine, sondern zwei Programmwochen, eine im Frühjahr, eine im Herbst. Zudem gibt es auch eine Untersuchung für das ERSTE, die durch das IFEM gemacht wird. Udo Michael Krüger führte zu der Metthodik aus (Media Perspektiven 3/2015, S. 145): IFEM untersucht in seiner

„Programmanalyse die Angebote von ARD/Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben als Vollerhebung. Die Untersuchung umfasste im Jahr 2014 pro Sender jeweils 8.760 Sendestunden. Als Analyseeinheiten dienen alle Sendetitel und nichtredaktionellen Programmteile wie Trailer und Werbung im Tageszeitbudget von 24 Stunden zwischen 3.00 und 3.00 Uhr.“

8 760 Sendestunden entsprechen übrigens 365 Tagen.

 

Übrigens hatte die AG DOK selbst auf die Problematik der Sendungsanalyse der Landesmedienanstalten hingewiesen.

„Doch selbst, wer die neutrale Programmbeobachtung der Landesmedienanstalten ablehnt und sich statt dessen lieber auf die ARD-eigene Programm-Statistik der Zeitschrift „Media Perspektiven“ verlässt, findet diese Entwicklung bestätigt: In Sendeminuten gerechnet, schrumpfte die Programmsparte „Reportage/Dokumentation/Bericht“ allein von 2012 bis 2014 von ehemals 145 auf nunmehr 122 Minuten pro Tag – faktisch wurde also jeden Tag ein so genannter „Halbstünder“ eingespart!“

 

Auf diese Analyse sowie den Tatbestand, dass der Umfang um 23 Minuten (ca. 15%) reduziert wurde, geht Volker Herres nicht ein. Er führt stattdessen mit der „Hauptsendezeit ab 20.15 Uhr“ ein neues Kriterium ein. Die angegebenen Stunden hören sich viel an. Doch wenn man sie auf den Wochentag herunterbricht, sendet das ERSTE täglich nicht mehr als 20 Minuten in der Hauptsendezeit. (Die Hauptsendezeit des ERSTEN liegt laut Presseabteilung des ERSTEN zwischen 20.00 und 23.00 Uhr.)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)