Parteipolitische Zusammensetzung der Talk-Runden bei ARD und ZDF

Die parteipolitische Zusammensetzung der Talkrunden offenbart zum einen die parteipolitischen Präferenzen der Redaktionen. Zum anderen wird offensichtlich, dass hier insgesamt, über alle Redaktionen und also den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesehen, gegen den Geist des Rundfunkstaatsvertrages verstoßen wird.

Das Leipziger Nachrichtenportal www.news.de zählte die Gästeliste des letzten Jahres (von Oktober 2010 bis Juni 2011) aus.
In diesen neun Monaten gab es 163 Polit-Talk-Sendungen. Maischberger, Will, Beckmann, Plasberg und Illner hatten 861 Gäste, darunter 220 führende Berufspolitiker. Jeder vierte Gast kam also aus der Politik. CDU/CSU waren 73 mal vertreten, am häufigsten mit Geißler, Röttgen, von der Leyen und Dobrindt. Die FDP tauchte 48 mal auf, vorzugsweise mit Brüderle, Lindner und Niebel. Die SPD kann 42 mal vor, Spitzenreiter waren von Dohnanyi und Buschkowsky vom rechten Flügel der Partei. Die GRÜNEN waren 36 mal vertreten. Zumeist waren Trittin, Höhn und Roth eingeladen. Die Linkspartei wurde 21 mal eingebunden, hauptsächlich mit Gysi und Lafontaine.
Die parteipolitische Verteilung sind dann in Prozent so aus: CDU/CSU 33,2%, FDP 21,8%, SPD 19,1%, GRÜNE 16,4% und Linke 9,5 %.

„Der Rundfunk (ist) als Medium und Faktor des Prozesses freier, individueller und öffentlicher Meinungsbildung der Allgemeinheit verpflichtet. … Er hat sicherzustellen, dass … das Programm nicht einseitig einer Partei oder Gruppe, einer Interessengemeinschaft, einem Bekenntnis oder einer Weltanschauung dient …“ So heißt es im Rundfunkstaatsvertrag.
Das Gesetz verlangt Gleichbehandlung der verschiedenen Auffassungen. Von Proporz ist keine Rede. Politische Inhalte der CDU/CSU wären also mit 33,8 Prozent im Programm zu berücksichtigen, weil die Unionsparteien in dieser Stärke im Bundestag sitzen – oder entsprechend die SPD mit 23 Prozent, die FDP mit 14,6 Prozent, die Linkspartei mit 11,9 Prozent und die GRÜNEN mit 10,7 Prozent? Nun, dass ist nicht gesetzeskonform. Informationen über eine Weltanschauung kann man nicht komplett davon abhängig machen, ob diese auch parlamentarisch vertreten ist. Dies widerspräche dem Buchstaben des Gesetzes diametral.

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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