Natürlich dürfen sich Kolleg*innen darüber freuen, wenn sie Regierungssprecher*innen werden. Mir wird nur etwas mulmig bei all den sehr euphorischen Glückwünschen. Als sei es der ultimative journalistische Karriere-Erfolg, für die Regierung sprechen zu dürfen. Hoffe nicht!
Georg Restle, Twitter, 17.12.2021 (online)
Früher galten echte Journalisten als die Außenseiter schlechthin. Viele, die diesen Beruf ergriffen, wollten sich eher den Mächtigen widersetzen als ihnen dienen, und nicht nur auf theoretischer Ebene, sondern auch mit ihrer ganzen Person. Die Wahl des Journalistenberufs war praktisch eine Garantie dafür, das Dasein eines Außenseiters zu führen: Reporter verdienten wenig, hatten kein hohes gesellschaftliches Ansehen und galten meist als zwielichtig. Das ist heute ganz anders. Mit dem Aufkauf von Medienunternehmen durch die größten Konzerne der Welt wurden die meisten Medienstars zu hoch bezahlten Angestellten… Sie offerieren der Öffentlichkeit Medienerzeugnisse…, als handele es sich um Bankdienstleistungen oder Finanzprodukte.
Glenn Greenwald zitiert von Wolfgang Michal, wolfgangmichal.de, 05.03.2020 (online)
Der politische Journalismus bietet heute ein solches Übermaß an Politikberatung, dass man bisweilen den Eindruck hat, die Redaktionen fungierten als Planungs- und Krisenstäbe des Kanzleramts und der Parteien.
Christoph Zensen, piqd.de, 25.04.2021 (online)
Das fatale: Politischer Journalismus im „savvy style“ oder im „tactical frame“ bringt so auch dem Publikum bei, die Welt durch die Augen von Politstrategen zu sehen, anstatt aus der Perspektive von engagierten Bürgern. So versteht man nebenbei auch das Phänomen des politischen Junkies, dessen Hobby der bloße Konsum von diesem Politikjournalismus ist, ohne selbst politisch aktiv zu sein. In den beiden Interviews wird gut herausgearbeitet, wie der Fokus des politischen Journalismus auf den politischen Prozess so dominant geworden ist, wie seltsam und wie schädlich das eigentlich ist und auch die Alternativen werden aufgezeigt.
Christoph Zensen, piqd.de, 25.08.2020 (online)
Das Seltsame an diesem Format ist vor allem die Perspektive. Die Politikjournalist:innen versetzen sich bei diesem Format gedanklich in eine Parteizentrale und analysieren die taktische, strategische und kommunikative Performance der Partei und der Parteiführung. Sie loben gute Manöver und tadeln unsouveränes Auftreten. Sie geben fundierte und konstruktive Ratschläge, wie sich die Partei jetzt positionieren sollte, um die Wählergunst zu erlangen.
Christoph Zensen, piqd.de, 16.03.2021 (online)