Wie erfährt man, wer die Besten Deutschlands sind? Offenbar in dem man die Beliebtesten ermittelt. Ob es sinnvoll ist, dies überhaupt zu ermitteln, sei mal ignoriert. Die Beliebtesten zu ermitteln kann man repräsentativ oder mit einer Zufallsumfrage. Die Redaktion der ZDF-TV-Show “Deutschlands Beste!” entschied sich für eine andere Methode. Sie ignorierte zwei Zufallsumfragen und passte eine repräsentative Umfrage dem Showkonzept an. ZDF-Unternehmenssprecher Alexander Stock im Interview mit Jörg Wagner vom Radio1-Medienmagazin
Es stimmt so gut wie nichts bei diesen „Besten“, die ganze Sache ist eine Farce, FAZ
ZDF – Deutschlands Beste: Unionspolitiker bekommen ein „Downgrade“, SPD-Vertreter ein „Upgrade“. Ob das auch politisch zu Irritationen führen wird?, Tagesspiegel
ZDF-Programmdirektor entschuldigt sich, FAZ
Programmdirektor Norbert Himmler räumt einen groben „Verstoß gegen die Programmrichtlinien des ZDF“ ein, Süddeutsche Zeitung
Es wurde gegen mindestens zwei Punkte der Programmrichtlinien (I.4., II.2. und III.7.) verstoßen:
Der ZDF-Fernsehratsvorsitzende Ruprecht Polenz wirdam Montag (14.7.) auf faz.net mit folgenden Fragen an den Intendanten erwähnt:
„Wer hat die Veränderungen an den Rankings vorgenommen? Wer hat davon gewusst? Wer hätte es wissen müssen? Wann war dies jeweils der Fall? Des Weiteren: „Was war die Idee und Konzeption der Sendung? Wer war für die Sendung verantwortlich? Was war der Inhalt des Kooperationsvertrags mit der ,Hörzu‘? Wurden Vertragspflichten verletzt?
Wer hat wann welche Umfrage mit welcher Fragestellung durchgeführt? Wer wurde jeweils gefragt? Mit welchem Ergebnis? Wie sahen die Ranking-Listen vor beziehungsweise nach den Veränderungen aus? Wer hat die Ranking-Liste(n) ,zusammengestellt‘/verändert? Was war der Grund für die Auf- beziehungsweise Abstufungen? Wann und wodurch hat der Moderator der Sendung erstmals Kenntnis davon erhalten, dass die Rankings gegenüber den ursprünglichen Meinungsumfragen verändert worden waren?
Wann und wodurch haben die der zuständigen Redaktion vorgesetzten Mitarbeiter des ZDF erstmals von den Veränderungen an den Rankings erfahren? Was haben sie daraufhin unternommen? Welche strukturellen Konsequenzen werden gezogen, „die es ausschließen, dass sich ein solcher Vorgang wiederholen kann?“
„Seit Freitag weiß man indes, dass es sich keineswegs um methodische Unsauberkeiten, sondern vielmehr um gezielte Manipulation handelte. Diesmal entschuldigte sich der Vorgesetzte von Fuchs, Programmdirektor Norbert Himmler, und kündigte „arbeitsrechtlichen Konsequenzen“ an. Nach Informationen des Handelsblattes muss zumindest derzeit Fuchs diese Konsequenzen nicht fürchten, wohl aber die Redaktionsleiterin von „Deutschlands Beste“, so Kai-Hinrich Renner am 14.7. im Handelsblatt.
Der Vorgesetzte von Unterhaltungschef Oliver Fuchs, ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler hatte am Freitag, 11.7., erklärt: „Die Veränderungen am Ergebnis der Forsa-Umfragen sind ein grober Verstoß gegen die Programmrichtlinien des ZDF. Das ist nicht zu rechtfertigen und schadet der Glaubwürdigkeit des ZDF. Daher werden auch arbeitsrechtliche Konsequenzen geprüft.“
Doch für mich ist das Problem nicht dadurch gelöst, indem man die „konkret“ Verantwortlichen ausfindig gemacht und arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen werden. Da nicht davon auszugehen ist, dass die betreffenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst dem ZDF schaden wollten, ist vor allem die Frage zu beantworten, aufgrund welcher Strukturen innerhalb des Senders sowie Vorgaben und Zielstellungen zur Sendung eine solche Manipulation entstehen konnte. Sicher kann man jetzt dem Einzelfall entsprechend allgemeine Regeln aufstellen, um für vergleichbare Sendungen eine Wiederholung auszuschließen. Doch dies greift zu kurz. Das hinter der Manipulation liegende publizistische Grundverständnis muss offengelegt und darauf überprüft werden, inwieweit es für das ZDF mit all seinen Angeboten bestimmend ist.
(Update 16.07.2014)
„Zapp“-Reporter Boris Rosenkranz fasst im Recherche-Protokoll zusammen, wie er auf seine Anfragen zur Ermittlung der Besten sich widersprechende Antworten von der ZDF-Pressestelle erhielt
Daraus ergibt sich die Frage, auf welcher Grundlage und mit welchen Zuarbeiten die Antworten jeweils erstellt wurden. Wer war in die Beantwortung der Anfragen einbezogen?
ZDF-Unterhaltungschef Oliver Fuchs kam 2012 von der Produktionsfirma Eyeworks, die vor allem für die privaten Sender produziert – etwa „Der große IQ-Test“, „Der große Deutsch-Test“, „Schwiegermutter gesucht“ (alles RTL) oder die Lothar Matthäus Dokusoap (Vox). Kann es sein, dass die Quoten-Orientierung der Privaten für Oliver Fuchs auch in seiner neuen Rolle extrem wichtig ist? Natürlich war das ZDF auch früher schon auf die Quote fixiert. Doch geht man beim ZDF jetzt ein Stück weiter, indem Oliver Fuchs die Methoden der Privaten jetzt auch beim ZDF umsetzt?