Streitfall Vermögenssteuer – Defizite in der Medienberichterstattung

Tages- und Wochenzeitungen berichten eher wenig und dann meist ablehnend über Vermögens- und Erbschaftssteuern in Deutschland. Das ist das zentrale Fazit von „Streitfall Vermögenssteuer – Defizite in der Medienberichterstattung“, der aktuellen Studie der Otto Brenner Stiftung.

Das ForscherInnenduo der Wirtschaftsuniversität Wien, Hendrik Theine und Andrea Grisold, hat die Berichterstattung zur Vermögens- und Erbschaftsbesteuerung in Deutschland über die vergangenen zwei Jahrzehnte akribisch analysiert und rund 10.000 Artikel aus sieben Tages- und Wochenzeitungen – von der FAZ über DER SPIEGEL bis zur taz – ausgewertet. Ihre Befunde zeigen Defizite in der Medienberichterstattung insbesondere in drei Bereichen auf: der Intensität, der inhaltlichen Ausrichtung und der zu Wort kommenden Akteure. ….. Außerdem zeigt die Studie, dass in fast allen untersuchten Medien überwiegend solche Akteure zu Wort kommen, die eine Besteuerung von Vermögen und eine Erhöhung der Erbschaftssteuer skeptisch bis kritisch sehen. Besonders einseitig stellt sich die Auswahl der ExpertInnen aus den (Wirtschafts-) Wissenschaften dar: Hier werden hauptsächlich AnhängerInnen (ordo-) liberaler Theorieschulen zitiert, die Umverteilungsmaßnahmen generell eher ablehnend gegenüberstehen. Mit Blick auf die einseitige Repräsentation der Wirtschaftswissenschaften kommt das ForscherInnenteam der Wirtschaftsuniversität Wien zu dem Schluss: „Die einseitige Ausrichtung der ökonomischen Hochschulbildung ist seit langem bekannt und hausgemacht, das können JournalistInnen nicht vollständig ausgleichen, auch wenn es versucht werden muss“, betont Mit-Autor Theine und bedauert: „Im Kern ist der Wirtschaftsjournalismus an dieser Stelle von der einseitigen Ausrichtung der Wirtschaftswissenschaften geprägt.“

Pressemitteilung der Otto-Brenner-Stiftung, 21.10.2020 (online)

Arbeitspapier 43: Streitfall Vermögenssteuer – Defizite in der Medienberichterstattung (pdf)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)