Udo Reiter übrigens hatte das spektakuläre Abstimmungsergebnis des Rundfunkrates vom 26. September ziemlich gelassen hingenommen: „Das hat mit mir alles nichts mehr zu tun.“ So zitiert ihn die WELT. Und ZAPP berichtet, dass der Rundfunkrat Haltung bewiesen und den Schmu um die wichtigste Personalie des Senders verhindert habe. „Erstmal zumindest.“ Steffen Grimberg schreibt in der Funkkorrespondenz vom „Beermann-Desaster“ und meint zu gescheiterten Intendantenwahl: „Etwas Besseres konnte dem MDR nicht passieren.“
Doch nach der Wahl ist vor der Wahl. Wie geht es weiter? Der MDR-Verwaltungsrat muss nun laut Staatsvertrag innerhalb eines Monats – also bis zum 25. Oktober – einen neuen Vorschlag machen. Ansonsten verfällt sein Vorschlagsrecht.
23.10
Beim Leipziger MDR herrscht Aufbruchstimmung. … Wo sich angesichts des von der Politik vorgegebenen Kandidaten schon Resignation breit gemacht hatte, weil offenbar alles so weitergehen würde wie bisher, ist nun ein regelrechter Ruck durch den Sender gegangen. Stuttgarter Zeitung
22.10.
Dass über 20 Jahre nach dem Ende der DDR eine Ostbiografie – ungeachtet aller Leistungen seit 1989 – von manchen immer noch als eine Art „Ausschlusskriterium“ herangezogen wird, lässt allerdings tief blicken. Zu tief. taz
Vor der Wahl, die fernab des MDR-Standorts Leipzig in einem Hotel der thüringischen Kleinstadt Friedrichroda stattfinden wird, will Wille den Rundfunkräten ihr ‚Regierungsprogramm‘ vortragen: Es sieht einen Neuanfang vor, zumindest was die Führungskultur betrifft. Süddeutsche Zeitung
Wird diese Chemnitzerin morgen Chefin des MDR? Gegenwind weht ihr hingegen vom Dachverband der SED-Opfer ins Gesicht. Der lehnt ihre Wahl ab, da Wille während ihres Studiums der Rechtswissenschaften von 1978 bis 1982 in Jena den Sozialismus verteidigt haben soll und bis heute nicht zu ihrer Vergangenheit Stellung nehmen will. Chemnitzer Morgenpost
Das Mitglied des MDR-Rundfunkrates, Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Mohring, hat von der künftigen MDR-Führung verlangt, „dem Sender ein ganz neues Gesicht zu geben“. In einem Gespräch mit der „Leipziger Volkszeitung“ (Sonnabend-Ausgabe) sagte Mohring, der MDR befände sich strukturell „in einem erschütternden Zustand“ und „das ganze Ostalgie-Gehampel ist sowieso nicht mehr zum Anschauen und entspricht schon längst nicht mehr dem mehrheitlichen Denken der von der Drei-Länder-Anstalt versorgten Bürger“. DNN
Unter Reiter habe sich eine Struktur von Medien- und Tochterunternehmen entwickelt, die sich der Kontrolle der Aufsichtsgremien entzogen habe. Im Ergebnis sei es zu Skandalen wie den ungeklärten Geldbeschaffungen des früheren MDR-Unterhaltungschefs Udo Foht oder dem Auftritt von Mitgliedern des MDR-Fernsehballetts vor dem tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow gekommen. DWDL
21.10.
Die 52-jährige Kandidatin für den MDR-Intendantenposten stellte sich beinahe drei Stunden den Fragen der Thüringer Rundfunkratsmitglieder und erläuterte ihre Vorstellungen, wie die Arbeit der öffentlich-rechtlichen Anstalt künftig zu erfolgen habe. Für den Auftritt gab es nach Sitzungsende viel Lob von den Teilnehmern. Ostthüringer Zeitung
Frau aus dem Osten mit Vergangenheit. Karola Wille soll zur Intendantin des MDR gewählt werden. Zu DDR-Zeiten verfasste sie juristische Aufsätze zum Klassenkampf. Darüber reden will sie im Augenblick nicht. … Darauf angesprochen, bestätigte Karola Wille, die Texte geschrieben zu haben. … Vor fünfundzwanzig Jahren habe sie „in einem Konferenzbericht zum Revanchismus in der BRD Formulierungen gebraucht“, wie sie „damals in der DDR üblich und in Publikationen verlangt waren“. FAZ
14.10.
Unerwartet tauchte Mittwochabend im Thüringer Landtag die Kandidatin für die MDR-Intendanz Karola Wille auf.
Sie sei zum Gespräch beim TLM-Direktor Jochen Fasco gewesen, erzählt die Kandidatin. „Da fragte er mich, ob ich nicht mitkommen wolle, zum Parlamentarischen Abend.“ Zu ihrer Kandidatur wollte sie sich dann doch lieber nicht äußern. Thüringer Allgemeine
12.10.
Der „Wille der Woche“ setzt sich beim MDR durch. ZAPP
10.10.
Im Jahr 2002 wurde Karola Wille von der Universität Leipzig eine Honorarprofessur für Medienrecht verliehen. Funkkorrespondenz
9.10.
Der Verwaltungsrat nominierte die 52-jährige Chemnitzerin am Sonntag in Gera einstimmig für die Nachfolge des scheidenden Intendanten Udo Reiter. Presseerklärung Verwaltungsrat
Nach dem Debakel um den offenbar auf politischen Druck hin nominierten Bernd Hilder, der bei der Wahl durch den Rundfunkrat krachend durchgefallen war, nominierte der Verwaltungsrat nun im zweiten Anlauf Karola Wille als künftige MDR-Intendantin. DWDL
Gesicht des Wandels soll Karola Wille, bisherige stellvertretende MDR-Intendantin und juristische Direktorin des Senders, werden. … Der Verwaltungsrat begründete seine Entscheidung damit, dass Wille in den Strukturen der ARD sehr gut vernetzt sei. … Wille ist im Sender sehr beliebt. Kritiker warfen ihr allerdings vor, dass sie in ihrer Position eine Mitverantwortung für die Skandale beim MDR trage. Spiegel Online
Wille auf dem Weg. Die CDU-Granden im Verwaltungsrat vollführten am Sonntag eine 180-Gradkehre und stimmten geschlossen für Kandidatin Wille. Zu eindeutig war die Niederlage für Hilder eine Klatsche für ihre parteipolitisch motivierte Personalpolitik gewesen. Jetzt, im zweiten Anlauf wollen alle Sieger sein. Tagesspiegel
Der Verwaltungsrat begründete seine Entscheidung damit, dass sie in den Strukturen der ARD sehr gut vernetzt sei. Unter anderem sei sie Vorsitzende der Juristischen Kommission von ARD und ZDF. Wille ist zudem Mitglied im Digital-Ausschuss von ARD und ZDF und leitet die Verhandlungsgruppe „Kabel/DSL“ für ARD und ZDF. Im MDR leitet sie die Arbeitsgruppe „Digitale Zukunft“. Focus
Der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Gerd Schuchardt, nannte Wille nach der Sitzung in Gera eine „eine kompetente und engagierte Führungspersönlichkeit“. Wille sehe ihre Aufgabe unter anderem darin, die MDR-Angebote zukunftsfähig zu machen und dabei junge Menschen wieder stärker zu berücksichtigen.
Zudem wolle sie dafür sorgen, „dass der MDR durch einen transparenten, glaubwürdigen und nachhaltigen Aufklärungsprozess vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse wieder zur Ruhe kommt“. WELT
Die Botschaft war klar: Der MDR braucht in diesen schweren Tagen keinen politischen, sondern einen kompetenten Intendanten. Insofern ist mit Karola Wille nun eine Frau gefunden, der zugetraut wird, den Sender inhaltlich wie organisatorisch erfolgreich neu auszurichten.
Das ist ein Grund, warum kaum daran zu zweifeln ist, dass Frau Wille tatsächlich auch gewählt wird. Ein anderer Grund wird sein, dass sich nach dem einstimmigen Votum des Verwaltungsrates eine Ablehnung im Rundfunkrat kaum begründen ließe. Schließlich blieb dieses Mal die massive politische Beeinflussung der Gremien aus. Thüringer Allgemeine
weiterhin:
Süddeutsche, Stern, Handelsblatt, Kress, Zeit
8.10
Wie zu hören ist, sollen sich am Sonntag dem Verwaltungsrat in einem Geraer Hotel drei Bewerber vorstellen. Es handelt sich um Reiters Stellvertreterin Karola Wille, den WDR-Fernsehmann Helfried Spitra und MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller. … Rundfunkrat Jenichen rechnet damit, dass der Verwaltungsrat bereits am Sonntag einen neuen Kandidaten präsentiert. Damit dürfte es unwahrscheinlich sein, dass es Überraschungs-Bewerber gibt – auch wenn die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Freitag zwei neue Namen ins Spiel brachte, so den als Terrorismus-Experten bekannten ZDF-Mann Elmar Theveßen.
Nach dem Sonntag könnte es schnell gehen. Vorsorglich wollte Jenichen am Freitag schon die Einladungen zur Intendanten-Wahl am 23. Oktober verschicken. Ostthüringer Zeitung
6.10.
ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen und Phoenix-Programmgeschäftsführer Christoph Minhoff werden laut Medienberichten vom Freitag als neue potenzielle Kandidaten für die Nachfolge von Udo Reiter als MDR-Intendant gehandelt. Digitalfernsehen.de
5.10.
Die Suche eines Nachfolgekandidaten für den scheidenden Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks, Udo Reiter, konzentriert sich auf bekannte Namen. Karola Wille, Johann Michael Möller und Helfried Spitra werden erneut als Bewerber gehandelt. Alle drei sollen sich am Sonntag dem MDR-Verwaltungsrat vorstellen, berichten übereinstimmend mehrere Rundfunkräte des Senders. …Verwaltungsratsvorsitzender Gerd Schuchardt wollte sich zu Namen nicht äußern, bestätigte aber, dass Kandidaten zur Sitzung am Sonntag geladen seien, die schon einmal gehört worden waren. Morgen wird sich Schuchardt in Erfurt erstmals seit der Ablehnung Hilders mit den 13 Thüringer Rundfunkräten über die weitere Kandidatenfrage beraten. Thüringer Allgemeine
4.10.
In diesen Tagen startet eine neue Führungsmannschaft, die den Sender aus dem Schlamassel ziehen soll. Die Lösung: mehr junge Themen, weniger Ostalgie. Hamburger Abendblatt
Neuer MDR-Fernsehdirektor ist seit Monatsanfang Wolf-Dieter Jacobi (45), bisher MDR-Sportchef. Sein Leitspruch lautet: „Wir wollen den MDR mehr in Richtung Zukunft ausrichten statt in die Vergangenheit.“ Kaum eine Region in Deutschland habe sich so verändert wie das Sendegebiet, also die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, betont er. „Das wollen wir mehr ins Programm bringen.“ Magdeburger Volksstimme
„Konkret bedeutet das: Weniger Ostalgie, mehr Gegenwart und Zukunft – in Magazinen, Serien und Filmen. Damit sollen jüngere Zuschauer angelockt werden.“ Künftig steht multimediales Arbeiten im Mittelpunkt. Dazu wurde ein neuer Newsdesk geschaffen, an dem Inhalte für Fernsehen, Hörfunk und Online-Dienste gemeinsam bearbeitet werden. „Alles, was wir an Aktualität produzieren, geht über diesen Tisch“, erklärt Jacobi. An den im Staatsvertrag der Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen festgezurrten Strukturen wird aber nicht gerüttelt. So bleiben die Nachrichtenredaktionen in den drei Landesfunkhäusern bestehen, und auch künftig wird die Hörfunk-Zentrale in Halle sein. Mitteldeutsche Zeitung
1.10.
Über den Mitteldeutschen Rundfunk wird zur Zeit viel gesprochen – im Mittelpunkt dabei die gescheiterte Intendantenwahl und finanzielle Unregelmäßigkeiten. Aber wie sieht eigentlich das Programm des MDR aus? Markt und Medien, Deutschlandfunk
Der einzige mdr-Intendanten-Kandidat, Bernd Hilder wurde mit 2/3 Mehrheit vom Rundfunkrat nicht gewählt. Studiogespräch mit Steffen Grimberg, Medienjournalist und Telefoninterview mit Dr. Gerhart Pasch Radio-1-Medienmagazin
30.09.
Ob die sieben Verwaltungsratsmitglieder nun noch einmal auf die Kandidaten aus der ersten Runde, Karola Wille und den stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra zurückgreifen oder aber breiter suchen, ist derzeit offen. „Sie haben aber kaum eine Chance, jemand anderen durchzusetzen, wenn sie nicht wenigstens einmal Frau Wille nominieren“, sagte ein Rundfunkrat. Funkkorrespondenz
28.9.
Beim MDR gibt es Spekulationen über neue Kandidaten. Im Gespräch sind wie schon vor einigen Wochen auch wieder der Erfurter MDR-Landesfunkhauschef Werner Dieste und Hörfunkdirektor Johann Michael Möller. Derzeit ist unklar, ob der Verwaltungsrat auf seiner Sondersitzung am 9. Oktober aus den unterlegenen Kandidaten einen neuen Vorschlag macht oder ob andere Bewerber angehört werden. W&V
Nach der gescheiterten Intendanten-Wahl ist der Verwaltungsrat des MDR auf der Suche nach neuen Bewerbern. Wie gestern bekannt wurde, soll die senderintern favorisierte Vize-Intendantin Karola Wille wieder im Rennen sein. Zudem suchen die Räte in anderen ARD-Anstalten nach Kandidaten. Sz-online