Wir leben in einer visuellen Gesellschaft. Unser Bild von Geschichte und von Orten wird immer wieder von bewegten Bildern bestimmt, von Filmen. Welche Vorstellung haben wir beispielsweise vom Wilden Westen, dem Mittelalter, der Nazizeit oder fernen Ländern? …
Ich erinnere mich, als „Das Leben der Anderen“ rauskam war ich gerade in New York und jeder sagte da zu mir „Life of the Others – das ist die DDR“. Und das sage ich „Nein!“, das ist eine Vision von DDR, über die man streiten kann. Das ist ein Ausschnitt von DDR-Wirklichkeit, das ist eine Verdichtung, ist ein Kunstwerk.
Und das ist das Entscheidende, dass wir immer wieder begreifen müssen: das ist eine Verantwortung des Zuschauers! Dass wir das ästhetische Gebilde als solches auch wahrnehmen.
Knut Elstermann, MDR Kultur, 14.1.2020 (online)