Vor die Wahl gestellt: Kontrolle durch Presserat oder Landesmedienanstalten

Seit Herbst 2020 gibt es eine neue Situation. Der jüngste Medienstaatsvertrag hat eine sogenannte Regulierungslücke geschlossen: Für die Aufsicht über journalistische Online-Medien sind seitdem die Landesmedienanstalten zuständig – es sei denn, sie lassen sich von Selbstkontrollorganen wie dem Presserat kontrollieren. Der Presserat wirbt seitdem offensiv um unabhängige Online-Medien als, nun ja, Kunden: Sie zahlen ein bisschen Geld, müssen dafür aber nicht die konkreten Sanktionen fürchten, die Landesmedienanstalten tatsächlich haben, wenn ein Anbieter „den anerkannten journalistischen Grundsätzen“ nicht entspricht.

Insofern kann man uns natürlich vorwerfen, dass wir von der potentiell folgenreicheren automatischen Aufsicht durch die Landesmedienanstalten in die vergleichsweise weiche Welt des Presserats wechseln. Andererseits ist das Vorgehen der Landesmedienanstalten bisher einigermaßen undurchsichtig. Dagegen orientiert sich der Presserat, bei all seinen Schwächen, immerhin in einem halbwegs transparenten Verfahren an klar definierten Grundsätzen: am Pressekodex.

Stefan Niggemeier, uebermedien.de, 06.07.2021 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)