„Vorläufiger Friedensschluss“ zwischen Norbert Lammert und ARD/ZDF?

 

Bundestagspräsident Norbert Lammert kritisiert immer wieder ARD und ZDF, wenn diese Soaps statt wichtiger Bundestagsdebatten ausstrahlen. Bei einem Podiumsgesprächs im Stuttgarter Theodor-Heuss-Haus verwies er darauf, dass je Woche mehr (politische) Talkshowstunden gesendet würden als im ganzen Jahr Bundestagsdebatten, berichtet die Stuttgarter Zeitung. So hatte er im April 2012 im Rahmen seiner Rede zum 60-jährigen Bestehen des Berliner Presse Clubs ausgeführt, dass ARD und ZDF 22 Stunden in der Woche, also mehr 1000 Stunden im Jahr, Talk senden. Für Bundestagsdebatten blieben 28 Stunden – im Jahr. Die Sender würden sich allein an der Quote, nicht an der Relevanz orientieren.

 

Immer wieder hat der deshalb die Idee eines eigenen Parlamentskanals ins Gespräch gebracht. Allerdings habe er nun einen „vorläufigen Friedensschluss“ mit den Intendanten gemacht, wird Norbert Lammert zitiert „Wenn nun alle Parlamentsdebatten im öffentlich-rechtlichen Dokumentationskanal Phoenix übertragen werden und bedeutende Entscheidungen bei ARD oder ZDF, halte er es „für eine hinnehmbare Lösung“, die es nicht nötig mache, über einen Parlamentskanal nachzudenken“, schreibt die Stuttgarter Zeitung.

 

Ist dies neu? Nun, Phoenix hatte schon vor mehr als vier Jahren angekündigt, sich (ab September 2008) mehr dem Bundestag widmen. Der Donnerstag werde ganz dem Bundestag gehören. Von 9 bis 18 sollen Debatten live übertragen werden. Die aktuellen Stunden sowie die Fragestunde am Mittwoch würden nicht nur live ausgestrahlt, sondern auch noch einmal als Zusammenfassung gesendet. Er sei mit der Vereinbarung, die er (!) mit ARD, ZDF und Phoenix getroffen habe, „rundum zufrieden“, sagte Norbert Lammert damals der FAZ (6. Juni 2008). „Wir haben den Anspruch auf möglichst vollständige Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten über die Plenardebatten des Deutschen Bundestages im Ergebnis durchgesetzt.“ Damit sei die Notwendigkeit, eine eigene Alternative zu entwickeln, entfallen. So Norbert Lammert im Juni 2008.

 

Allerdings ist für ihn immer noch etwas offen. Er akzeptiere nicht, dass zeitgleich zu bedeutenden Debatten „Rote Rosen“ (ARD) oder „Volle Kanne“ (ZDF) ausgestrahlt werde.

 

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)