In der Öffentlichkeit stellten es ARD und ZDF so dar, dass ihnen 300 Mio. Euro für vier Olympische Spiele zu teuer seien. „ARD und ZDF sollen für die Sublizenzen der Winterspiele 2018 in Pyeongchang und der Sommerspiele 2020 in Tokio maximal 100 Millionen Euro geboten haben. Das US-Unternehmen Discovery soll geschätzte 150 Millionen Euro verlangen. Offizielle Bestätigungen dieser Zahlen gibt es nicht“, berichtete SpOn. „ARD und ZDF haben nach dpa-Informationen für die Sub-Lizenzen von 2018 bis 2024 rund 200 Millionen Euro geboten, das US-Unternehmen Discovery etwa 300 Millionen Euro verlangt. In der letzten Runde sollen sich beide Seiten noch einmal ein bisschen angenähert haben – doch es reichte nicht für eine Einigung“, so das Hamburger Abendblatt am 28.11.2016.
In Deutschland gab es für diese Rechte in diesen Preisdimensionen offensichtlich keinen Nachfrager-Markt. Es gab einen Anbieter, der eine Summe gefordert hat und zum Schluss noch einen Bieter, der bereit war, sein Angebot trotz fehlender Konkurrenz zu verbessern. Es gab kein Versteigerungsverfahren wie bei der Bundesliga, so dass die SportA für ARD und ZDF mit ihren letzten Geboten schon weit über dem Marktpreis lag.
Doch wieviel kosteten denn nun bisher die Fernsehrechte? Was waren ARD und ZDF bisher zu zahlen bereit? „Für die Winterspiele 2010 in Vancouver und die aktuelle in London stattfindenden Sommerspiele hat allein die ARD 71 Millionen Euro eingeplant. Das ZDF steuert noch einmal Gelder in derselben Größenordnung bei“, berichtete horizont am 30.07.2012. Damals war man also bereit, 142 Mio. Euro für zwei Olympische Spiele zu zahlen. Jetzt sollten 150 Mio. Euro für zwei bzw. 300 Mio. Euro für vier Olympische Spiele zu viel sein?
Sicher, Veranstaltungsorte wie Pyeongchang (2018), Tokio (2020) und Peking (2022) sichern wegen der Zeitverschiebung keine hohen Zuschauerzahlen. Verteilt man die von Discovery geforderten 150 Mio. Euro auf die 4 Jahre von 2017 bis 2020, so macht dies 37,5 Mio. Euro aus, also je 18,75 Mio. Euro für ARD und ZDF pro Jahr. Doch ARD und ZDF wollten für diese beiden Spiele nicht viel mehr als 100 Mio. Euro zahlen – also jeweils 12,5 Mio. Euro je Jahr. Für andere Rechte bringen sie ein Vielfaches auf. So zahlte die ARD allein für die Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga mehr als 100 Mio. Euro im Jahr (Medienkorrespondenz, 28.10.2016), das ZDF bringt ca. 50 Mio. Euro für die Champions League auf (Die Welt, 12.12.2013). Für die Fußball-WM 2018 sollen ARD und ZDF zusammen 218 Mio. Euro zahlen (SpOn, 23.01.2015).
Dadurch, dass man die Olympischen Spiele 2018 bis 2024 erst einmal nicht bekommen hat, schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe. Man zeigt, dass man nicht bereit ist, Sportrechte um „jeden Preis“ zu kaufen. Man sorgt dafür, dass fast alle Sportverbände fordern, dass sich die Sportübertragung nicht verschlechtern darf und dass die Sender versuchen sollen, weitere Rechte zu erwerben. Eine Differenzierung wird zwischen den einzelnen Sportarten nicht vorgenommen. Die realen Verhältnisse werden nicht beleuchtet. Und so geht unter, dass die Sender bisher vor allem Männer-Fußball finanzieren. Alle sitzen auf einmal in einem Boot.
Kann der Rundfunkbeitrag nun sinken? Die Sender sparen 200 Mio. Euro für die Rechte an 4 Olympischen Spielen in 8 Jahren. Das macht je Beitragszahler über den gesamten Zeitraum fast 5,5 Cent im Monat, mit den Übertragungskosten liegt man bei ca. 8 Cent. Zusätzlich sparen sie die Produktionskosten. Diese lagen bei den Olympischen Spielen in London bei ca. 20. Mio. Euro (welt.de, 5.8.2016). Dafür lieferten ARD und ZDF 340 Live-Stunden an 16 Tagen.
Sinnvoller wäre es, die freien Mittel gezielt für bestimmte Programmgenres wie den Kurzfilm, den Animationsfilm für Jugendliche und Erwachsene bzw. den langen Dokumentarfilm einzusetzen. Wenn man für die 135 Mio. Euro (Rechtekosten nebst konservativ angesetzten Produktionskosten), die man für zwei Olympische Spiele zu zahlen bereit war, Programm mit einem Durchschnittspreis von 5.000 Euro je Minute produzieren ließe, würde man 450 Stunden Programm gewinnen, das man auch wiederholen kann. Somit könnte man an 45 Tagen jeweils 10 Stunden neuproduzierte Inhalte bieten – oder an 365 Tagen je 75 Minuten.
(Hinweis: Dieser Text wurde zuerst am 24.3. bei auf Carta veröffentlicht.)