Warum der WDR sparen muss?

WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn begründet gegenüber pro media (01/2015), warum der WDR am Programm sparen muss. Dabei greift er auf Argumente zurück, die eingängig, aber oberflächlich sind.

 

  1. „Wir werden unser Programm sichtbar reduzieren müssen. Diese Entscheidung hat die Gesellschaft getroffen. Man kann kein großes System über 12 Jahre mit dem gleichen Geld versorgen und glauben, es könnte weiterhin das Gleiche leiten.“

 

Nur, weil der Rundfunkbeitrag in seiner Höhe gleich bleibt, müssen die Gesamteinnahmen des Systems nicht gleich bleiben. Es kann die Zahl der Beitragszahler steigen, wie auch die der Werbeeinahmen bzw. Ausschüttungen durch die Töchter. Zudem: Die Sender melden bei der KEF ihren Finanzbedarf an. Die KEF erkennt im Jahresschnitt Steigerungen von 1,9% bei Sach- und 2,0% Personalkosten an. Zur Zeit verfügen die Sender über Mehreinnahmen über den anerkannten Bedarf hinaus. Nur diese Mehreinnahmen dürfen sie nicht verwenden.

 

  1. „Wir sind in der bitteren Situation, dass außer vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk keine wesentlichen Aufträge an Produzenten im fiktionalen Bereich gehen. Der Druck erhöht sich sicherlich, ist uns aber nicht anzulasten. Ich möchte, dass wir fair kalkulieren und faire Verträge machen. Nach meiner Überzeugung tut das der WDR. Wo Produzenten den Eindruck haben, dass wir es nicht tun, bin ich gesprächsbereit. Das heißt, wenn Produzenten höhere Kosten haben und sich das in den Kalkulationen niederschlägt, werden wir im Einzelfall mehr bezahlen müssen. Das heißt am Ende, dass wir weniger Filme in Auftrag geben können.“

 

Nun, das könnt Ich sicherlich selbst wiederlegen. Man könnte den Politiker auch bitten, vom WDR eine Aufstellung über Sendeplätze und die Vergütung der entsprechenden Sendeplätze im Vergleich der letzten 10 Jahre einzufordern.

 

  1. Es kommt darauf an, welches Modell man umsetzt. Beim britischen Modell sind 70 Prozent der Kosten finanziert und die Produzenten müssen den Rest aufbringen. Dieses Modell hat dazu geführt, dass die kleinen, unabhängigen Produzenten zum Teil verschwunden sind und der Markt stärker von den Großen beherrscht wird, weil diese auch die Möglichkeit haben Rechte zu verwerten. Es gibt den Wunsch von Produzenten, dass wir weiterhin einhundert Prozent bezahlen, aber nur noch 60 bis 80 Prozent der Rechte bekommen. Ich verstehe, dass die Produzenten das gut finden, aber da wir Beitragsmittel verwalten, können wir diesen Weg nicht gehen. Das wäre gegen die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit und das würde uns die KEF nicht durchgehen lassen.

 

Erstens finanzieren sie nicht zu 100%. Für die Summen, die zumeist gezahlt werden, hat man vor 15 Jahren nur das Senderecht bekommen sowie eine bestimmte Anzahl an Wiederholungen. Mit den Mediatheken ist ein weiteres Recht hinzugekommen. Dieses Recht muss auch zusätzlich vergütet werden. Das die Argumentation nicht zieht, zeigt sich daran, dass in den Verträgen die Vergütung der einzelnen Rechte nicht gesondert nominell ausgewiesen wird

 

  1. „Wir haben 2016 weniger Geld zur Verfügung als 2015.“

 

Das ist logisch, sinkt doch der Rundfunkbeitrag von 17,98 auf 17,50. Allerdings werden die Anstalten auch mit dem neuen Beitrag wahrscheinlich noch höhere Gesamteinnahmen erzielen die KEF bei der Anerkennung ihres Bedarfs angenommen hatte. Entscheidend ist also nicht, wie hoch der Beitrag ist, sondern in welcher Höhe die Einnahmen über oder unter dem anerkannten Bedarf liegt.

 

Das grundsätzliche Problem der Anstalten ist, dass die Personalkosten sowie die Rückstellungen für die Altersversorgung stärker steigen, als die KEF „anerkennt“. Damit sinkt der verfügbare Spielraum der Anstalten für die Programmaufwendungen, so dass sie am Programm bzw. der Vergütung der Produzenten sparen müssen, um dies auszugleichen.

 

Zudem hat der WDR zusätzlichen Finanzbedarf, da er nachholend in Gebäude und Technik investieren muss.

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)