Wieso die ARD einzelne Sportler reich machen muss

Heute hat der Sportausschuss des Bundestages ARD und ZDF sowie den DLV eingeladen. Es geht um die Fernseh-Berichterstattung zur Leichtathletik-WM. Abgesehen davon, dass die Vizepräsidentin des DLV nicht eingeladen werden muss – sie ist Vorsitzende des Ausschusses – hätte der Ausschuss das Thema besser etwas weiter gefasst. Wieso thematisiert man nur die Fernsehübertragung eines Ereignisses einer Sportart? Wieso macht man sich zum Lobbyisten eines Verbandes, der die Fernsehrechte an eine Agentur weitergereicht hat, die damit natürlich Gewinn machen will? So ist es für ARD und ZDF ein Leichtes darauf zu verweisen, dass man mit Gebührengeldern sparsam umgehen muss. Anscheinend hat ja keiner für die deutschen TV-Rechte mehr geboten als ARD und ZDF. Mit ihrem Verweis auf die Marktpreise sind ARD und ZDF „aus dem Schneider“.

Oder wollen die Abgeordneten verlangen, dass ARD und ZDF mehr Gebührengelder ausgeben als nötig? Mit welcher Begründung? Wem helfen Sie? Wohl weder dem DLV oder gar den Sportlerinnen und Sportlern, sondern der Agentur, die die Vermarktung der TV-Rechte erworben hat.

 

Sicher, man kann darauf verweisen, dass der ARD Boxen wesentlich mehr wert ist. Doch um diese Frage zu thematisieren, sollte man vielleicht noch andere Sportverbände einladen. Die können darstellen, wie sie ihre Sportarten fernsehtauglich gemacht haben – und sich trotzdem für sie nichts verbessert hat.

Und sie könnten auch nachfragen, wieso die Sender in Kauf nehmen, dass sie einige wenige Sportler mit Gebührengeldern zu Millionären machen, während andere Spitzensportler von der Sporthilfe leben.

Ein Boxer, wie z.B. Artur Abraham (ein Profi-Boxer der für einen „Stall“ boxt), hat eine Riesenvilla in Berlin und Privatflugzeug, das geschätzte 4,7 Mio. Euro gekostet hat. Ein Reichtum, der vor allem aus Gebührengeldern geschaffen ist.

Doch wie steht es um Weltmeister und Europameister? Wie leben die Spitzen in anderen Sportarten? Dies könnte man sich von den Verbänden „zuarbeiten lassen“ können. Wie sieht es aus bei den Welt- und Europameistern anderer Sportarten, wie Rudern oder Kanu? Wie viele mehrfache Weltmeister leben von „Sporthilfe“? Warum kann Volleyball-Europapokalsieger DSC seine besten Spielerinnen nicht halten, die ins Ausland nach Italien, Tschechien, Russland und in die Türkei gehen? Liegt dies daran, dass oftmals nur Kurzberichte kommen?

Wieso, so ist zu fragen, finanziert man dem einen seine Stars, während einem die Stars im Lande nichts wert sind? Weil sie keine Quote bringen? Sind all die Fernsehrechte, um die sich die privaten Sender nicht bewerben, nichts wert? Muss man also vor allem Fußball, Boxen, Biathlon, Formel I, Tennis und in Zukunft auch Golf übertragen? Verlören ARD und ZDF so stark an gesellschaftlicher Legitimation, hätten sie also keine Zukunft mehr, wenn sie weder Fußball, Biathlon noch Boxen übertragen?

So würde jemand die Frage thematisieren, der sich nicht zum Lobbyisten eines Verbandes bzw. einer Agentur macht, sondern Lobbyist des Sports ist.

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)