Das NDR-Medienmagazin „ZAPP“ ist heute das einzige Medienmagazin im deutschen Fernsehen. Es sendete erstmals am 14. April 2002. Bisher wurden 446 Sendungen produziert. Allerdings hatte man es nur aushilfsweise ins ERSTE geschafft. Die Sendung läuft zudem mittwochs, ab 23.20. Und wie sieht NDR-Intendant Lutz Marmor ZAPP: „Wenn ‚ZAPP‘ glaubwürdig sein soll, dann muss es auch unbequem für uns sein, für den NDR und für die ARD. Das ist gelungen – aber ich denke, ‚ZAPP‘ ist jeden Ärger mehr als wert.“
Allerdings scheint es so, als ob ZAPP in der letzten Zeit einigem Ärger ausgewichen ist. So wurde weder der programmliche Erfolg des Kinderkanals anlässlich seines 15. Geburtstages kritisch gewürdigt, noch nach einem Jahr nachgesehen, ob der Kika-Skandal vollends aufgearbeitet ist. Wichtige kritische Anmerkungen der KEF in Richtung ARD und ZDF fanden keinen Eingang in die Sendung. Diese hatte doch festgestellt, dass mehr als 27% (!) des Etats des ERSTEN für Sport ausgegeben werden – obwohl der Sport doch nur 6% der Sendezeit ausmacht. (Beim ZDF sind es mehr als 22% des Etats.) Auch die Forderung von ARD und ZDF, dass die Bundesregierung schnellstmöglich ACTA unterzeichnen solle, spielte keine Rolle. Lag das daran, dass kein Intendant und kein Pressesprecher bereit war, dazu Nachfragen zu beantworten? Weder das fragliche Agieren von ARD und ZDF in der Deutschen Content-Allianz wie auch die Bestrebungen der Vermarktungstöchter, gemeinsam mit privaten Unternehmen auch aus gebührenfinanzierten Filmen mittels „Germany‘s Gold“, einer Online-Bezahlmediathek, zusätzliche Einnahmen zu generieren, wurden thematisiert.
Mit dem MDR scheint man sich versöhnt zu haben. Der frühere MDR-Intendant war selten bereit, ZAPP-Anfragen zu beantworten. MDR-Intendantin Karola Wille lobt dahingegen ZAPP, besonders deren Recherche. Von der WDR-Intendantin Monika Piel ist auf der ZAPP-Seite kein Wort zu sehen.
Es ist festzustellen, dass ZAPP manches – um zwei bis 3 Wochen – zeitverzögert thematisiert. So thematisierte man die Diskussion um die Vereinbarungen zwischen Verlegern und ARD/ZDF erst mehr als vier Wochen nach den ersten Veröffentlichungen in der taz. Und obwohl in allen möglichen Kreisen die Arbeitspapiere kreisen, präsentierte ZAPP kein einziges Blatt der diskutierten Vereinbarung.
Wenn ZAPP zehn gute Jahre hatte, dann waren die letzten Monate anscheinend nicht so gut. Denn es fand sich wohl nichts, was wert war, in den Rückblick aufgenommen zu werden – außer die MDR-Skandale, über die auch in anderen Medien berichtet wurde. Gab es keinen ZAPP-Bericht, der eine öffentliche Diskussion initiierte? Dabei lag doch so einiges, auch „Internes“ an. ACTA-Zustimmung, Deutsche Content-Allianz, kritische Aussagen im KEF-Bericht, Germany’s Gold, Kritik von AG DOK u.a. an den Umgang und Vergütung von ARD und ZDF mit den „Urhebern“, …
Ärgerlich ist die Zeit, zu der ZAPP läuft: mittwochs, 23.20. Warum kommt es nicht früher und im ERSTEN – wo es ja mal „aushilfsweise“ war? Ärgerlich machte ZAPP wohl in letzter Zeit wohl auch öfter jene, die Berichte für ZAPP machen, die jedoch die Verantwortlichen nicht für ihre Themen gewinnen konnten. Ärgerlich ist, dass sich anscheinend gute Autoren von ZAPP verabschiedet haben.
Der Intendant, Lutz Mamor, bemüht sich um ZAPP. Die Verantwortlichen auf der Zwischenebene blockieren jedoch immer wieder. So kommt oftmals nur wenig raus. Leider. Mehr wäre möglich – und nötig. Dafür braucht ZAPP die Unterstützung des Intendanten, wie Nikolaus Brender formulierte. Wort- und tatkräftig.