„Hat das Fernsehen das Rennen um die Publikumsgunst also gegen das Fernsehnet bereits so gut wie verloren? Droht der TV-Branche eine ähnliche Entwicklung wie bei der Tonträgerindustrie oder den Videotheken? Dagegen sprechen vor allem zwei Argumente: Erstens finden sich bei Streaming-Diensten – ebenso wie bei Tonträgern oder Videotheken – keinerlei aktuelle journalistische Inhalte, sondern nahezu ausschließlich fiktionale Angebote, so dass das neue Medium das alte nicht lückenlos ersetzen kann. Zweitens besteht das ‘Programm’ von VoD-Portalen im Wesentlichen aus Wiederholungen älterer Filme oder Serien, die bereits aus dem Fernsehen oder Kino bekannt sind. Für aktuelle Blockbuster muss in der Regel extra bezahlt werden. Daran werden auch die Eigenproduktionen von Netflix & Co. so schnell wenig ändern können. Deshalb bleiben zum Beispiel Ereignisse mit Live-Charakter (Sport, Shows, Events) auch künftig eine Domäne des Massenmediums Fernsehen. Und drittens wird gerade das Angebot der Streaming-Portale nicht auf eine differenzierte programmliche Vielfalt ausgerichtet sein, wenn Computer-algorithmen ausrechnen, was die Mehrheit des Publikums will und als Folge dessen primär der Massengeschmack bedient wird.“
Matthias Kurp in Funkkorrespondenz (35-36/2014)