Zitat: „Terrorismus besteht zu 95 Prozent aus Propaganda und zu 5 Prozent aus Gewalt”

Daniel Steinvorth nach einem langen Gespräch mit dem französischen Journalisten Nicolas Hénin, der 10 Monate in der Gefangenschaft des IS war, was der Journalismus bei der Berichterstattung über Terrorgruppen berücksichtigen sollte:

„Terrorismus besteht zu 95 Prozent aus Propaganda und zu 5 Prozent aus Peng, peng‘, sagt Hénin (…) Es steckt ja bereits im Wort, dass der Terrorist nicht töten, sondern terrorisieren will. Einen Gegner zu töten, reicht nicht aus. Viel effektiver ist es, ihn in Angst und Panik zu versetzen, zu lähmen oder zu Überreaktionen anzustacheln. Spielen die Medien dieses Spiel mit und verklären den IS als das absolute Böse, können sich die Extremisten zufrieden zurücklehnen. …

Wir haben die Dimension des Problems nicht erfasst‘, sagt Hénin (…) Was bedeutet es, wenn 70 Prozent der französischen Familien, deren Kinder dem IS folgten, Atheisten sind und 80 Prozent keinen direkten oder länger zurückliegenden Bezug zur Einwanderung haben, wie der französische Auslandsgeheimdienst erfahren haben will? Was bedeutet es, wenn ein Großteil der Jihadisten, wie es Hénin ausdrückt, ‚ziemlich lausige Muslime‘ sind, die oft nicht mehr als ein paar arabische Floskeln zum Besten geben können? Es bedeutet, dass wir in unserer Analyse des IS der religiösen Komponente zu viel Gewicht beimessen und der kriminellen zu wenig. Dass wir der Propaganda des IS auf den Leim gehen, wenn wir seinen Kämpfern fromme Motive unterstellen und seine Weltanschauung nicht als das entblössen, was sie in Wirklichkeit ist: eine im Kern nihilistische (…), gespeist aus Rachegefühlen (gegen die ungerechte Welt), Allmachtsphantasie und Todeskult.“

 

 

Daniel Steinvorth im NZZ-Kommentar, 19.04.2016, weiterlesen (online)

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