Im Streit um die Gebühren sollte sich die Magdeburger CDU-Fraktion an DDR-Zeiten erinnern: Damals waren DDR-Bürger dankbar für jede Nachricht, die sie in West-Radio oder -Fernseher empfangen konnten. Obwohl das Einschalten von „Feindsendern“ verboten, mindestens verpönt war, bauten Zigtausende DDR-Bürger Antennen auf ihre Dächer, um ARD oder ZDF zu sehen: „Tageschau“, „heute“, „Tagesthemen“, „heute-journal“, politische Sendungen ebenso wie Dokumentationen über die nahe, ferne, ihnen verschlossene Welt. Der Empfang dieser Programme, der täglichen Nachrichten, die 1989 im Zuge der „Friedlichen Revolution“ ihr ganz besonderes Gewicht bekamen, war übrigens für DDR-Bürger, auch für die älteren Mitglieder der CDU-Fraktion Sachsen-Anhalts, damals kostenfrei, vierzig Jahre lang wurden Gebühren gespart. Insofern wären die heute erhobenen Rundfunkgebühren plus 86 Cent geradezu ein „Schnäppchen“ für die Freiheit.
Leserbrief, früherer ZDF-DDR-Korrespondent des ZDF, Süddeutsche Zeitung, 14.12.2020 (online)