Zitiert: Ablenkung im Überfluss, Langeweile riesengroß

Streaming, Musik, Podcasts, Social Media: Nie war es leichter, sich unterhalten zu lassen. Doch die Fülle an digitalen Medien scheint dazu zu führen, dass die Menschen sich immer mehr langweilen. Die Freude über den freien Abend verpufft im unübersichtlichen Angebot des Streamingportals. […]

Die Situation lässt sich als absurd beschreiben: Noch nie war es leichter, sich unterhalten zu lassen. Filme, Serien, Podcasts, Social Media, Texte – fast jeder Wunsch lässt sich mit einem Klick oder einem Wischen auf dem Display erfüllen. Trotzdem, so schreiben die Psychologen Katy Tam und Michael Inzlicht in einem Überblicksartikel in Communications Psychology, grassiere die Langeweile. Große internationale Studien zeigten, dass die Menschen seit etwa 15 Jahren zunehmend angeödet sind. […]

Sich auf ein Angebot einzulassen heißt, Tausende andere auszulassen. Jede halbherzige Entscheidung lädt sich dadurch sofort mit Zweifel auf: Vielleicht doch einen anderen Film ausprobieren? Wer zu viele Möglichkeiten hat, entscheidet sich am Ende womöglich für gar nichts und ekelt sich vor sich selbst, während er Social-Media-Kram wegglotzt. Die Psychologen ziehen ein ernüchterndes Fazit: Weil die digitalen Medien einen unstillbaren Durst nach Stimulation nährten, drohe eine Spirale wachsender Langeweile. Wie öde.

Sebastian Herrmann, sueddeutsche.de, 14.11.2024 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)