Was die AfD ausmacht und sich innerhalb dieser Partei durchsetzte, entstand in Westdeutschland und hat auch eine westdeutsche Vorgeschichte, die vom „Anwerbestopp“ für Gastarbeiter nach der Ölkrise 1973 über das überfremdungsparanoide „Heidelberger Manifest“ deutscher Professoren von 1981 bis zu Thilo Sarrazins kontroversen Vorschlägen für eine neue Sozial- und Bevölkerungspolitik in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ von 2011 führt, zwei Jahre vor der Gründung der AfD. […]
Zur schrecklichen Wahrheit dieses Wahltages in Thüringen und Sachsen zählt, dass die Björn-Höcke-AfD tatsächlich einen Plan hat. Ihre politischen Gegner im Wahlkampf definieren sich vor allem als Anti-AfD, aber was ist ihre eigene Vision?
„Wenn Menschen sich nach einer Alternative sehnen“, sagt die Philosophin Lea Ypi, „wenden sie sich ihr meist dort zu, wo sie erscheint. Im Moment formuliert nur die Rechte eine radikale Systemkritik und verspricht eine andere Zukunft. Die gesellschaftliche Linke versagt in dieser Hinsicht bislang. In Teilen verteidigt sie den Status quo. Als wäre das, was wir haben, für alle toll.“
Thomas Oberender, berliner-zeitung.de, 03.09.2024 (online)