Der Thriller „2034“ handelt von einem neuen Weltkrieg zwischen den USA und China. Wie realistisch ist das? …. Dazu kommt, dass in „2034“ ziemlich fraglich ist, ob die USA überhaupt noch als Supermacht gelten können – und über die Frage, die Stavridis und Ackerman hier aufwerfen, sollte man auch in Europa und Deutschland besser gründlich nachdenken. Chinesische Hacker knipsen erst die militärischen Kommunikationswege der US-Armee mühelos aus, später die Stromversorgung in den USA, das Internet. „Alle Imperien verrotten von innen her“, lassen die Autoren Lin Bao einmal sagen, einen chinesischen Flottenkommandeur.
Der Satz lässt sich einerseits auf den Zustand der Demokratie in den USA und Europa beziehen, der nach beständiger Zersetzung schon heute immer bröseliger wird. Der Satz trifft aber auch auf die mangelnde Innovationsfreude, die veraltete Infrastruktur und geistige Behäbigkeit zu, die den von seinen Erfolgen müde gewordenen Westen heute nach Meinung vieler kennzeichnen. An den stockenden Breitband-Ausbau in der deutschen Provinz, an die Zettelwirtschaft in deutschen Gesundheitsämtern in der Corona-Krise, an nicht funktionierende Hochwasserwarnsysteme haben Ackerman und Stavridis sicher nicht gedacht, als sie „2034“ geschrieben haben.
Moritz Baumstieger, sueddeutsche.de, 12.08.2021 (online)