Man stelle sich vor, es gäbe ein linkes Medium, das Informationen und Meinungen nicht nur unterhaltsam verbreitet, sondern auch entgegennimmt. Einerseits ließe sich über Ausbeutungsverhältnisse, Klassenfragen und Ideologie aufklären, andererseits könnten die Ausgebeuteten selbst zu Wort kommen, sich mit ihren Anliegen melden, Fragen stellen, Antworten bekommen und so politisch aktiviert werden. Gäbe es so ein Medium, wäre das „der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens“, subsumierte Bertolt Brecht in seiner bekannten Rede „Der Rundfunk als Kommunikationsapparat“ aus dem Jahr 1932. Diese Worte des überzeugten Kommunisten sind bald 100 Jahre alt und aktueller denn je: Im 21. Jahrhundert gibt es einen solchen Apparat, Medien sind „sozial“ geworden.
Konstantin Nowotny, taz.de, 21.1.2023 (online)