Was Bildredakteur*innen im journalistischen Bereich klassischerweise mitbringen müssen, ist ein journalistisches Bildverständnis, eine Neugier und Wissen über gesellschaftliche Prozesse. Mehr als je zuvor ist es auf diesem harten Markt wichtig, das besondere Bild zu finden, das dem Thema gerecht wird und die Leser*innen dazu triggert, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Dann sollten sich Bildredakteur*innen auch auf einer Textebene mit Bildern beschäftigen können. Bei n-ost etwa bin ich auch zuständig für die BUs, weil ich weiß, warum ich ein Bild nehme und das dann in der BU auch artikulieren möchte. Wichtig finde ich auch, selbst einen Bildbeitrag umsetzen zu können oder zumindest gleichberechtigt mitzuwirken. Oft haut es nicht hin, wenn Bildredakteur*innen die Bilder raussuchen und danach Textredakteur*innen separat etwas dazu schreiben. Das ist dann manchmal ein bisschen flach oder man merkt, dass das zwei verschiedene Leute gemacht haben. Was außerdem wichtiger wird und was wir bei n-ost propagieren, ist das Bildredakteur*innen im Journalismus eine transnationale Perspektive einbringen. Was Bildredaktion für mich ausmacht, ist eine Scharnierfunktion zwischen formalem Bildverständnis, der inhaltlichen Bedeutung und dem Kontext von Bildern.
Stefan Günther, Menschen Machen Medien, 19.10.2020 (online)