Zitiert: Animation für Erwachsene

Dass Animation sich auch an Erwachsene richten kann, ist dabei genauso wenig neu, wie dass Zeichentrickfilme von mehr als von sprechenden Tieren handeln. 2007 wurde zum Beispiel die iranisch-französische Comiczeichnerin Marjane Satrapi für die Verfilmung ihrer eigenen Graphic Novel „Persepolis“ gefeiert, gerade weil sie mit den beschränkten Mitteln der flächigen 2D-Animation nuancenreich und einfühlsam von sehr realen Erfahrungen erzählen konnte, dem Aufwachsen eines Mädchens in einem sich mit der islamischen Revolution schlagartig veränderten Iran.

Und 2008 brachte der israelische Regisseur Ari Folman in seinem „Waltz with Bashir“ den Einsatz von Animation für den Dokumentarfilm auf ungeheuer kraftvolle Weise in die Diskussion: Statt per „Reenactment“ nachzustellen, wie es die frivolen Formate von True Crime und History-Channel tun, nutzte Folman die Comic-Sequenzen, um von wahrhaft traumatisierenden Erlebnissen zu berichten. Sensibler und vielsagender […]

Der dänische Regisseur Jonas Poher Rasmussen griff 2021 für seinen mehrfach ausgezeichneten Film „Flee“ – bei den Oscars gleich dreimal nominiert, in den Kategorien Dokumentarfilm, Animationsfilm und Internationaler Film – aus ähnlichen Gründen auf das Mittel der Animation zurück: einerseits als Illustration der Schrecken, die ein afghanischer Freund auf seiner schwierigen und Jahre dauernden Flucht erdulden musste, andererseits als Schutzschild, um dessen persönlichen Verschuldungen und Verstrickungen ihre Privatheit zu belassen.

Barbara Schweizerhof, taz.de, 29.11.2023 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)