Animation ist etwas für Kinder? Ein leider immer noch geläufiges, aber völlig falsches Vorurteil. Ein neuerlicher Beweis dafür: „Die Sirene“, der zwar animiert, aber alles andere als kindgerecht ist. Wir schauen auf weitere Beispiele in vier Kategorien.
Es ist ein Vorurteil, mit dem wohl alle Film-Fans schon einmal in Kontakt gekommen sind, es womöglich sogar selbst pflegen: Animation, egal ob handgezeichnet oder computergeneriert, das sei ja was für Kinder. Was natürlich ausgemachter Mumpitz ist. Schließlich definiert die Form allein nicht die (primäre) Zielgruppe eines Filmes oder Kunstwerkes, sondern allem voran der Inhalt. […]
Zunächst jedoch: ein Blick in die Vergangenheit und damit zu den Ursprüngen des anfangs genannten Vorurteils, dessen Genese dann doch nicht ganz unbegründet erscheint. Schließlich liegen die Anfänge des Animationsfilms in der Adaption von Märchen und anderen Kindergeschichten. Das begann schon in den 1910ern mit den Werken der deutschen Silhouetten-Künstlerin Lotte Reiniger, die unter anderem den Rattenfänger von Hameln, Aschenputtel und Tausendundeine Nacht in wunderschöne Scherenschnittfilme verwandelte. […]
Dass es bei Netflix seit geraumer Zeit jedoch eine Kategorie namens „Animation für Erwachsene“ gibt (zu finden mit dem Such-Code 1881), zeigt, dass sich der Wind gedreht hat und es für solche Werke offenbar eine zunehmende Nachfrage gibt. Wobei die treffendere Bezeichnung in diesem Falle „Animation nur für Erwachsene“ wäre. Denn nur weil ein Animationswerk für Kinder geeignet ist, heißt das nicht, dass es das nicht auch für Erwachsene wäre und es eine klare Trennlinie gäbe.
Christian Neffe, kino-zeit.de, 29.11.2023 (online)