Während die Kulturprogramme zur Kooperation animiert werden, bleibt ihr Erscheinen online äußerst widersprüchlich. Gibt man in der Suchmaschine der Audiothek das Stichwort „Hörspiel“ ein, findet man Kacheln, unter denen mal die Angebote der einzelnen Sender oder Wellen, mal auch einzelne serielle Hörspiele erscheinen, aber eben bei weitem nicht alle.
Ein ähnliches Chaos herrscht, will man sich über das Angebot der Kulturwellen informieren. Jeder Sender hat ein eigenes Internet-Layout entwickelt und eigene Apps für die Wellen programmiert. Wer also etwas sucht, muss erst einmal ausprobieren, wo er den Livestream hören kann und wo er sich wie über das Tagesprogramm informieren kann. Auch bei den Auftritten der Sender gibt es keine Einheitlichkeit. Die Kulturwellen haben ihre oft unterschiedlichen Benennungen, Schreibweisen und Werbe-Claims beibehalten. Und während der Südwestrundfunk in diesem Jahr seine Kulturwelle von SWR2 in SWR Kultur umbenannte, heißt RBBKultur jetzt Radio3.
Die Begeisterung für die Audiothek in den Chefetagen der Sender ist dennoch verständlich. Denn diese liefert ihnen endlich verlässliche Zahlen der Nutzung, die es in der Messung der Radionutzung bislang kaum gab. Zu befürchten ist, dass die genau messbaren Abruf-Zahlen den Hörfunk so verändern werden wie die Fetischisierung der Einschaltquoten des Fernsehens ab den 1990er Jahren.
Dietrich Leder, epd medien, 15.11.2024 (online)