Die Zuschauerzahlen selbst beliebter Formate wie „Tatort“ gehen seit Jahren zurück. Talkshows verlieren an Relevanz, Mediathekenzugriffe können das kaum ausgleichen. Der Senderverbund steckt in einer massiven Strukturkrise. Finanzskandale wie beim RBB, die problematische Personalpolitik im Fall Thilo Mischke und die sinkende Nutzung durch junge Menschen verdeutlichen: So wie bisher kann es nicht weitergehen.
Die ARD braucht eine klare Strategie – keine nostalgischen Geburtstagsfeiern. Sie muss Fehlerkultur zeigen, sich öffentlich mit kritischen Fällen auseinandersetzen und den gesellschaftlichen Wandel nicht als Gefahr, sondern als Chance begreifen. Die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist heute wichtiger denn je – gerade angesichts von Desinformation, rechter Propaganda und politischem Druck. Aber dafür reicht es nicht, auf Bühnen zu sitzen und über „verbotene Wörter“ zu spotten. Es braucht eine neue Generation, neue Formate und vor allem: den Mut zur Veränderung.
Ann-Kathrin Leclere, taz.de, 07.04.2025 (online)