Der NDR hat sein Bücherjournal eingestellt, der WDR wollte sein tägliches Rezensionsformat verlegen, bevor er nach öffentlichen Protesten wieder zurückzog, dem Hessischen Rundfunk ging es bei der Reform seines Klassiksenders HR2 ähnlich, das Literaturmagazin des SWR2 gibt es im Zuge der Programmreform fortan seltener, jetzt trifft es, SZ-Informationen zufolge, – wiederum beim WDR – die Fernseh-Buchtipps der populären Christine Westermann.
Die Begründungen sind bei all diesen Reformen, die jeweils auf ein reduziertes Kulturprogramm hinauslaufen, mehr oder weniger identisch: Zum einen geben die Verantwortlichen an, den „Kulturbegriff erweitern“ zu wollen, um auch Milieus für sich zu gewinnen, die eher dem Bilder- als dem Bildungsbürgertum angehören. Und zum anderen sollen klassische Rezensionen durch Talks und Expertengespräche ersetzt werden, weil dialogische Formen als lebendiger gelten. …
Felix Stephan, sueddeutsche.de, 08.07.2021 (online)