Man muss sich unter all den Zwängen, unter denen die öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland leiden und arbeiten, vielleicht mal wieder erinnern, warum es sie eigentlich geben soll. Da geht es zum Beispiel um Lehren aus der deutschen Geschichte, aber ohne gleich historisch zu werden: Dieses Land erachtet es als sinnvoll, dass neben den privaten Medienangeboten bestimmte Inhalte gesichert und unabhängig entstehen und empfangen werden können. […] Festgelegt wird da auch, dass die Öffentlich-Rechtlichen „der Kultur, Bildung, Information und Beratung zu dienen“ haben und der Unterhaltung, „die einem öffentlich-rechtlichen Profil entspricht“. Diese Reihenfolge ist kein Zufall, und an erster Stelle steht da also Kultur. Da gehören Dokumentarfilme und die Präsenz der Sender auf Festivals dazu. […]
Aber kann es sein, dass eine vergleichsweise kleine Dotierung zum Problem wird? Ein System, in dem 2023 neun Milliarden Euro eingenommen wurden, ein Sender, der im selben Jahr mit Erträgen von 538 Millionen Euro rechnete, hat die 40 000 Euro nicht mehr übrig, um den Dokumentarfilm, eine essenziell öffentlich-rechtliche Gattung, zu fördern? Auf Fragen zur tatsächlichen Ersparnis für den RBB antwortet man dort nicht.
Ebenso wird nicht verraten, wie viel Geld der Sender nach den massiven Sparrunden der vergangenen Monate eigentlich noch in Dokumentarfilme investiert.
Susan Vahabzadeh, Aurelie von Blazekovic, sueddeutsche.de, 26.06.2024 (online)