Wenn aus meiner Erinnerung die Zeit zwischen 1970 und 1990 die erfolgreichste des öffentlich-rechtlichen Rundfunks war, dann wohl auch deshalb, weil es auch noch Quereinsteiger gab, weil nicht selten ein produktives Chaos herrschte, das Überraschungen zuließ. Ich würde eine Personalplanung begrüßen, die wenigstens jedes dritte Mal im Zweifel den Bewerber nimmt, der von außen kommt. […]
Seitdem es kommerzielles Fernsehen gibt, ist die Quote für ARD und ZDF ein relevanter Maßstab. Verzeichneten beide einen Zuschauerzuspruch wie Arte oder 3sat, stellte sich umgehend die Legitimationsfrage: „Warum sollen alle zahlen, wenn lediglich Mikrominderheiten das Programm nutzen?“ Gleichwohl müssen sich die gemeinschaftlich finanzierten Programme immer auch am public value orientieren, am Nutzen, den sie für die Allgemeinheit erbringen. Auch Pazifisten zahlen mit ihren Steuern neue Panzer. Da gilt es dann eben, die Quote einfach mal zu ignorieren. […]
Programme für Minderheiten wurden, nicht offiziell, aber faktisch, auf späte Zeiten oder die Spartenkanäle verschoben. Und der Sport ist mittlerweile programmflächendeckend stark genug, um jeder Nachrichtensendung die Zeit zu stehlen. Das alles summiert sich zu der Tendenz: immer weniger Vielfalt, immer mehr vom Gleichen.
Das hätte sich anders entwickeln können, wenn die Dritten Programme sich systematisch der weniger gepflegten Programmfarben angenommen hätten. Stattdessen leuchten in den Dritten fast nur noch Wiederholungen unserer Fernsehspiele.
Regina Ziegler, sueddeutsche.de, 26.07.2024 (online)