Die aktuelle Debatte um das ARD-Sommerinterview mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel zeigt deutlich: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat keine klare Idee, wie er mit der, laut Verfassungsschutz, gesichert rechtsextremistischen Partei umgehen soll. Sender-Verantwortliche regen sich über „Störer“ auf, anstatt zu hinterfragen, ob es eine gute Idee ist, der AfD immer wieder eine Plattform zu bieten. Eine konkrete Nachfrage bei ARD und ZDF offenbart: Es gibt keine Strategie, die nicht der Normalisierung der AfD Vorschub leistet. […]
Bis auf Radio Bremen (ARD) betonen alle Sender in ihren Antworten ausdrücklich, die AfD sei eine „demokratisch gewählte Partei“ und sei im Bundestag sowie in den meisten Landesparlamenten vertreten. […]
Ein Satz, der nahezu identisch in allen Antworten der öffentlich-rechtlichen Sender auftaucht, lautet: „Unser Auftrag verpflichtet uns aber auch, Positionen kritisch einzuordnen und hohe journalistische Standards anzuwenden.“ Was nutzen allerdings journalistische Standards, und seien sie noch so hoch, wenn sich das Gegenüber nicht einmal an die Grundregeln für ein funktionierendes Gespräch hält? Dann erleben Zuschauerinnen und Zuschauer nur eine immer gleiche Inszenierung. […]
Insgesamt klingen die meisten Antworten, als hätte sie schon jemand vor der Veröffentlichung des Verfassungsschutzgutachtens verfasst.
Lars Lubienetzki, M(verdi), 28.07.2025 (online)