Mit der Idee eines Public Open Space wird die Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in die digitale Welt weiterentwickelt. Ein Public Open Space sollte die Wissensbestände und das Material, das mit öffentlicher Finanzierung zustande gekommen ist, einer breiten Öffentlichkeit digital zugänglich und nutzbar zu machen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass nicht nur – neben allen öffentlich-rechtlichen Anstalten – Archive und Museen, sondern auch andere öffentliche Bildungs- und Kulturinstitutionen, Hochschulen und zivilgesellschaftliche Organisationen vertreten sind. Und auch der aktive Teil des Publikums, der sich medial ausdrücken will gehört auf eine solche große Plattform. Darüber hinaus gilt es auch, mittelfristig die europäische Dimension mitzudenken, denn das Internet ist nicht in kleine national begrenzte Räume aufzuteilen. Wir arbeiten mit einer Gruppe von Medienwissenschaftler und -praktikern daran, das Konzept eines European Public Open Spaces namens EPOS zu entwickeln, das den ganzen europäischen Reichtum audiovisueller und textbasierter Inhalte vereint. Das ist sicher Zukunftsmusik, aber an die Klänge sollten wir uns schon einmal gewöhnen.
Für den bestehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk bedeutet dies, dass er lernen muss – das gilt für die Redaktionen, die Intendanten und die Gremien. Sie alle müssen mit einem anderen – neuen? – Blick auf das Publikum dialogfähig und offen für den Wandel sein. Es braucht technische, inhaltliche, organisatorische und mentale Veränderungen, um in der vernetzten Medienwelt zu der Anlaufstelle zu werden, die Filterblasen platzen lassen kann. Es braucht Innovationsbereitschaft und Experimentierfreude in den Sendern und Redaktionen. Um noch besser als eine Plattform für den Austausch unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen zu agieren, ist der Austausch der öffentlich-rechtlichen Medien mit allen Teilen der Gesellschaft erforderlich. Diese Dialogfähigkeit beinhaltet auch, selbstbewusst zu vertreten, was die Öffentlich-Rechtlichen leisten. Und es heißt auch, sich in einen permanenten Dialog zu begeben, um die Rolle der öffentlich finanzierten Medien für die Öffentlichkeit immer wieder auf’s Neue zu beschreiben und weiterzuentwickeln. Denn so viel ist klar: Kein starrer Auftrag, sondern eine fluide Weiterentwicklung in die digitale Welt mit dem Qualitätsanspruch und den Erfahrungen der Öffentlich-Rechtlichen wird in der digitalen Zukunft einen demokratischen Freiraum absichern.
Barbara Thomaß, SWR2-Dokublog, (online)