Deutschland befindet sich in einer Art Kriegsrausch. Dies betrifft nicht nur Politiker, die geschlossen „eine der schlagkräftigsten Armeen in Europa“ aufstellen wollen, sondern auch die intellektuelle Elite. Nach einer zweijährigen Corona-Lethargie scheint makropsychologisch das Bedürfnis nach einem befreienden Moment überhandzunehmen. Hier müssen gerade die Journalist*innen und Filmemacher*innen wachbleiben. Militärisches Handeln folgt anderen Logiken als wirtschaftliches oder diplomatisches Handeln. Wir befinden uns in einem „Shifting Baseline Syndrom“ – plötzlich ist möglich, was vorher undenkbar war. Die Aufgabe der Medien ist die kritische Distanz dazu und die Werte der Demokratie mit einer Dissens-Kultur dem gegenüberzustellen.
Christian Beetz, tagesspiegel.de, 05.03.2022 (online)