Zitiert: Auslandsjournalismus als Anmaßung

Dieser Job ist letztlich eine Anmaßung. Man behauptet, ein Land erklären zu können. Ein so komplexes Gebilde wie die Türkei zum Beispiel, mit 85 Millionen Menschen. Und eins mit, wie sie hier sagen, „zu viel Geschichte“. Man versucht zu verstehen, man liest, man reist, man hört zu. Man verlässt sich natürlich auch auf die Demoskopen, weil die Zahlen anbieten, während man selber nur so stichprobensammelnd durch Anatolien tourt. Macht man das über Jahre, verfolgt man ein Land wie die Türkei länger, kann etwas Gefährliches entstehen. Eine allzu feste Meinung. Oder, in einem Anflug leichter Arroganz, die Annahme, jetzt habe man die Dinge verstanden. Die Türkinnen und Türken sind so oder sie sind so. Sätze, bei denen man erschrecken muss. Müsste. Über sich selbst.

Raphael Geiger, sueddeutsche.de, 04.06.2023 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)