Während die vergangenen zehn, fünfzehn Jahre vom Comic-Imperium Marvel (und dessen Mutterkonzern Disney) geprägt waren, dürften das nächste Jahrzehnt hiermit der Spielzeugfirma Mattel gehören. […]
Der CEO Ynon Kreiz, im Amt seit 2018, hält seine Produktpalette für mindestens so kinotauglich wie die Comic-Helden von Marvel und DC. Er bezeichnet die Möglichkeiten, aus dem Mattel-Besitz Filme und Serien zu machen, als „unendlich“. Das kann man als fortsetzungsmüder Kinogänger durchaus als Drohung verstehen. […]
Aber mittel- bis langfristig stärken Verfilmungen von bekannten Marken wie Barbie-Puppen (also sogenannter „IP-basierter Content“; es gibt wirklich Marketingleute, die können das ernsthaft und ohne sich zu erbrechen aussprechen) nicht das Kino. Sondern sie fördern den Verkauf von Plastikspielzeug, made in China. Und bilden, wenn sie erst mal eine gewisse kritische Fortsetzungsmengenschwelle überschritten haben, Füllware für Streamingdienste. Siehe Marvel und Disney+. Und die Abonnentenzahlen der Streamingdienste sind das, was die Wall Street, die längst der Boss in Hollywood ist, deutlich mehr interessiert als Kinozahlen. In diesem Sinne ist „Barbie“ also so ziemlich alles – außer ein „Sieg fürs Kino“.
David Steinitz, sueddeutsche.de, 07.08.2023 (online)